Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Von Abba bis ZZ Top › Roxy Music › Re: Roxy Music
Mistadobalina
Ich habe mir mal den thread hier angesehen. Das Roxy-Bashing verstehe ich nicht so ganz. Roxy Music sind zweifelsfrei eine der einflussreichen Gruppen der 70ern. Sie haben halt später „nur“ Popmusik gemacht. Mittlerweile gilt auch „Avalon“ als eines der besten Pop-Alben der 80er.
Sehr schön auch die Solo-Alben: „Resolving Contradictions“ von Andy Mackay, „Diamond Head“ und „Listen Now“ von Manzanera. Bryan Ferry ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber er hat sehr elegante und musikalisch hochwertige Alben gemacht, z.B. „Boys and Girls“ und „Bete Noir“.
Popmusik ist als Stil nicht minderwertig. Allerdings wird der Begriff auch gebraucht, um minderwertige populäre Musik zu bezeichnen. Das scheint tief in den Köpfen der meisten Musikhörer festzusitzen, und sie vermischen diese beiden Begriffsebenen. Andererseits geniessen Bands wie die Beach Boys (oder zum Teil auch die Beatles), deren Musik (bzw. einen grösseren Teil davon) ich stilistisch auch dem Pop zuordnen würde, sehr wohl hohes Ansehen. Was einerseits daran liegt, dass diese Musik häufig auch unter Rock gelistet wird (musikhistorisch bedingt, da sich der Begriff Pop als fester Stilbegriff erst allmählich herausbildete). Andererseits glaube ich aber auch, dass viele Musikhörer ein Problem mit Veränderung haben. Sprich: sie denken doch in Schubladen und gestehen dem Künstler nicht zu, mal was anderes zu machen. Roxy Music hatte demnach ein bestimmtes Image erworben, dass mit diesen ganzen Soundfrickeleien verknüpft war. Tja, und mit Manifesto ging’s dann eher in Richtung Nobelpop. Wäre AVALON von einer Newcomerband veröffentlicht worden, hätte es bestimmt von Anfang an einen höheren Stellenwert besessen. Aber mit Roxy Music wurden eben andere Erwartungen verknüpft. Das Beste ist es wohl für eine neue Gruppe, sich von Anfang an nicht in eine Ecke drängen zu lassen. Aber andererseits: nur was anderes machen, um was anderes zu machen, ist auch gequält. Letztlich sollte der Musiker das machen, wozu er Lust hat. Und der Hörer lernen, sich weniger an Image und Hörerwartungen auszurichten.
--