Ich muss wohl niemandem erklären, dass ich eine Band wie Tokio Hotel selbstverständlich ernstnehme. Und dass ich keine Pop-Allergie habe, mag der eine oder andere auch schon mal festgestellt haben … Ich kann die Begeisterung mancher für dieses Album allerdings nicht wirklich nachvollziehen. „Love Who Loves You Back“ finde ich prima, ein geradezu eleganter Dancefloor-Feger. Der Rest des Albums kann damit aber nicht mithalten. Die ersten beiden Tracks sind z. B. aus so ziemlich allen Versatzstücken der letzten Jahre zusammengeschraubt, „Run Run Run“ kommt als große Ballade viel zu früh und erreicht mich nicht. Dann folgt schon das Highlight. „Covered In Gold“ schließt im Grunde ganz gut an „Love“ an, aber hier keift Bill stellenweise recht unangenehm. Danach kommt mit „Girl Got A Gun“ einer der nervtötendsten Refrains des Jahres. Über die zweite Halbzeit kann ich wenig sagen, rauscht an mir vorbei. Immerhin habe ich noch die Bonus Tracks abgewartet und wurde nach dem auch ganz okayen „The Heart Get No Sleep“ noch mal fündig: Bei „Great Day“ haben sie noch mal eine erinnernswerte Melodie gefunden, immerhin ein versöhnlicher Schluss. Dazwischen viel Leerlauf an Sound und Reimlexikon-Versuchen – ehrlich, irgendwo mittendrin kommt „don’t you know I love you so“ vor! Ich bin echt nicht bange und werfe mich für einen großen Pop-Song, der wegen eines angeblich flachen Textes angegangen wird, jederzeit in die Bresche, aber da denke ich mir auch: Ach, Bill (oder wer immer hier die Songs schreibt), es ist halt nicht jedem gegeben …
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