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misterixAch, ab einem gewissen Alter (z.B. meinem) gibt es keinen spürbaren qualitativen musikalischen Unterschied mehr zwischen Green Day und Tokio Hotel. Halt! Nicht ganz! Tokio Hotel sind mir sympathischer, was auch eine Art von Qualität darstellt. Denn, die tun wenigstens nicht so bedeutungsschwanger. Naja, von dem „Sisters Of Mercy“-T-Shirt des TH-Gitarristen (oder Bassisten?) mal abgesehen…
Das nun wirklich nicht. Eine sinnfreie Party-Band ist wohl das Letzte, was TH sein wollen. Es werden existentielle Fragen der Identitätsfindung behandelt („Schrei“) und in tiefgründigen Allegorien gesprochen („Durch den Monsun“). Da stehen TH fest in der glorreichen Tradition der Grönemeyer, BAP, PUR. Im Land der Dichter und Denker tragen eben schon die Teenie-Rockstars schwer an der Last der Welt.
Überhaupt: Auffällig bei TH ist doch eigentlich, dass ein alternder Rock-Fan bei ihnen nichts finden wird, das ihm nicht längst allzu vertraut ist. Das Ganze ist ein Sammelsurium jahrzehntealter Rock-Klischees. Vom schwitzenden Gitarren-Gott über das androgyne Mascara-Gesicht bis zu den lustigen Groupie-Geschichten.
Bemerkenswert dabei ist eigentlich nur das geringe Alter der Darsteller. Und dies ist wohl auch der Grund dafür, dass die Posen oft so unpassend und ungelenk wirken. Wie ein Kinder-Fasching unter dem Motto „Rockbands aus der Jugendzeit unserer Eltern“.
Aber vielleicht sind es auch einfach nur die Rockstar-Posen selbst, die nunmal dämlich sind. Und vielleicht sollten wir TH sogar dafür dankbar sein, uns dies so deutlich vor Augen zu führen.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)