Re: The Rolling Stones – A Bigger Bang

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dominick-birdsey
Birdcore

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Bereits Freitag in meinen Besitz übergegangen. Vorweg, um das Folgende in einen Kontext bringen zu können: ich halte beide Vorgängeralben für mittelprächtig („Voodoo Lounge“) und gar nicht gut („Bridges To Babylon“). (Zieht man auch noch die unsagbar uninspirierten neuen Songs der 40 Licks hinzu) Meine Erwartungshaltung an ein neues Stonesalbum war dementsprechend gering. Überraschenderweise aber gefällts mir. Der Opener ist ein guter und kommt mit augenzwinkerndem Text süffisant einher („and once upon a time I was your little rooster“). Die beiden folgenden Songs bewegen sich auf dem Level von „Mixed Emotions“. Völlig stressfreie Midtemposongs. Großartig dann „Rain Fall Down“, ein Track der wirklich grooved. Vergleiche zu „Miss You“ sehe in indes nicht. Die aktuelle Single ist in Ordnung, allerdings gefällt mir – geht man mal nicht allzuweit in der Discographie zurück – „Almost Hear You Sigh“ deutlich besser. Und in Anbetracht der Veröffentlichungspolitik einer ersten Single, sehe ich „Love Is Strong“ und „Anybody Seen My Baby?“ (abgesehen von dem peinlichen, vermeintlichen Rap) als geeignetere Appetizer an. „Back Of My Hand“ ist mit einer der besten Stücke des Albums. Erinnert mich von der Art der Bluesnummer an die späteren „Cook Cook Blues“ und „Fancy Man Blues“ (kenne die beiden nur von „Another Side Of Steel Wheels“) sowie an Mick Jaggers hervorragenden Solosong „Blue“. Aber, und das will was heißen, der von Keith gesungene Song „This Place Is Empty“ ist wirklich eine weitere Überraschung. Mag es an den Harmonyvocals liegen oder woran auch immer, aber das Stück kann man nahtlos in die Top 5 der besten von Keith gesungen quetschen (für mich ohne Reihenfolge: „Coming Down Again“, „Slipping Away“, „This Place Is Empty“, „You Got The Silver“, „Happy“) . Großartig „Laugh, I Nearly Died“. Der Song klingt so schwelend schwül, wie die Südstaaten im Film gerne dargestellt werden. Das Anfangsriff zu „Look What The Cat Dragged In“ klingt wie Sesamstraße in schnell. Dennoch entwickelt sich der Song positiv. Und selbst meiner Aversion gegen Songs mit Autos bzw. mit Autofahren wird mit „Driving Too Fast“ eine gute Nummer gegenübergestellt. Die restlichen Songs sind mehr oder minder in Ordnung, aber weder schlecht noch herausragend. Hörbar allemal. An das beste Rolling Stones Album der letzten Jahre, kommt es dennoch nicht heran: Wandering Spirit. Denn wieder einmal gefällt mir – wie auf den letzten Alben bereits – die Produktion von Don Was nicht. Ich wünschte mir, es würde alles nicht so geleckt und aalglatt klingen. Sondern roher und rauher. (Beim letzten Springsteen Album habe ich das ähnlich empfunden.) Unterm Strich schließe ich mich Joachims Kritik im RS an.

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