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grünschnabel Aber mal ab von einer Bewertung der Alben (ich find die 70er bei Crimson durchwachsener als die 80er): Lake kann im Gegensatz zu Belew einfach grundsätzlich nicht gut singen, …
Also ganz grundsätzlich kann Greg Lake genau das: Singen. Er hat eine ausgesprochen einfühlsame Stimme mit einem gehörigen Punch. Ich mag seine Stimmfärbung auch sehr gerne. Man kann ja meinetwegen ELP zum Davonlaufen finden (ich laufe mittlerweile allerdings immer langsamer davon und stehe kurz vorm Stehenbleiben, wenn ich mich nicht gar schon umgedreht habe), aber an Lakes Stimme liegt es nicht. Da kann ich dir also überhaupt nicht zustimmen, aber …
grünschnabel … und Wetton kann irgendwie zwar einigermaßen singen, hat aber schon in seinen jüngeren Jahren so ein abgehobenes Alterspathos drauf, das niemals das ganz verkörpert, was im Song angelegt ist. Der singt bei Crimson über den jeweiligen Charakter der Songs hinweg, …
…. da kann ich dir wiederum voll zustimmen. Ich glaube sogar, nie etwas gelesen zu haben, was den Gesang von John Wetton besser zusammenfasst.
Zu John Wetton fällt mir noch eine kleine Geschichte ein. Ich habe mal während des Studiums für einen örtlichen Radiosender gejobbt. Ich war beim Hörertelefon beschäftigt. Interviewgäste mussten vom Sendereingang immer den Büro-Großraum durchqueren und wurden dabei meist vom Musikredakteur freundlich vorgestellt. Und so hatte der Redakteur dann auch mal einen älteren Musiker dabei, den er uns mit „Das ist John Wetton“ vorstellte. Ich sofort: „Wow, John Wetton! Uriah Heep!“. Der Redakteur daraufhin: „Ja, äh, und King Crimson“, was natürlich einen ungleich wertvolleren Beitrag Wettons für die Musikkultur darstellte, als die Mitwirkung an zwei halbgaren Uriah-Heep-Platten. Ich hatte aber damals kaum Ahnung von King Crimson. War etwas peinlich.
Irrlicht
… Wenn ich an diese Musik denke, fallen mir die epischen Momente von „Epitaph“ ein, das blinde Verständnis der Instrumente, die in „Moonchild“ fast eine Jazz-Improvisation mimen, die heroischen Momenten in „In the wake of poseidon“, das anmutige „Starless“, die schwerelosen Momente in „Islands“, die plötzlich von einer beseelten Bläserstimme aufgehoben werden und die raschelnden Klänge zu Anfang von „The night watch“. „Pathos“, Würde, Mystik und edelste Essenzen – das sind die Zutaten, die für mich diese Musik ausmachen und für mich erfüllt Greg Lake die Rolle als Verkünder der Innschriften mit Größe und Hingabe.
Sehr gut beschrieben! Hat mich dazu bewogen, heute im Auto die 70er Crimson chronologisch zu hören. Bin gerade bei „Larks…“ angekommen. Was ich an Crimson auch toll finde – was ich aber damals sicher nicht zu schätzen gewusst hätte, hätte ich King Crimson früher kennengelernt – ist ihr Einsatz von Stille und leisen Passagen. Minutenlang kann auf Crimson-Platten absolut nichts passieren. Was großartig ist. Ich bin mit Musik aufgewachsen, bei denen immer etwas passieren musste. Heute weiß ich die Stille als Stilmittel sehr zu schätzen. Es hat sowas verschwenderisches, erhabenes, majestätisches. Es kann auch einsam machen, kann Distanz schaffen, aber auch die Sinne schärfen. Jakob Ullmann zum Beispiel setzt die Stille knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze als faszinierendes Mittel ein (auf „fremde zeit addendum“). Bei mir ging das mit der Stille mit Eno los, glaube ich. Der übrigens auch ein toller Sänger ist (um die Kurve ins Thread-Thema zu kriegen).