Asobi Seksu – Citrus

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  • #37023  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    AS_citrus_LRG.jpg

    im film: ein kleines mädchen, das unvermittelt den beschützerinstinkt auslöst, stürzt sich ins schmerzhafteste kampfgetümmel. wolken explodieren, himmel stürzen, fetzen fliegen, alles bricht über diesem erbarmungswürdigen geschöpf zusammen…
    wunderbarerweise erzählt die darauf folgende sequenz eine wesentlich freundlichere sprache. alle gewalt ist verschwunden, friedlich zeichnet sich die szene, das mädel stützt sich gelangweilt – ein leises lächeln auf den schmalen lippen – auf ihr raumumfassendes schwert. die gegner winden sich entweder schmerzverzerrt am boden oder sind bereits tot.
    hier: ein kleines mädchen inmitten rauer knaben. feinsinnige gesichtszüge, knabenhafte statur, hohes stimmchen…
    … gibt den ton, benennt die marschrichtung, setzt die bestimmenden akzente.

    asobi skesu kommen aus new york und müssen sich wohl noch ein weilchen das indiegewand umhängen lassen, wenn man darunter auch verstanden wissen will, dass man abseits der öffentlichkeit agiert. dazu passt eine zunächst auf das notwendigste dressierte instrumentierung unter einsatz von gitarre, bass und schlagzeug. was sich jedoch überzeugend addiert sind mal flächige, anderenorts lediglich säumende keyboardsounds, die vorstand yuki genauso beisteuert wie ihre glockenhelle stimme. sie setzt diese keinesfalls verstiegen oder gar vordergründig ein. sie ist bestandteil des umtriebigen miteinanders und sticht dennoch hervor. fast scheint es, als wäre das songmaterial geradezu auf sie zugeschrieben worden. die melodien feiern sich in ungeahnte höhen, in denen nur solch ein geweihtes organ vordringen kann. ein anderer gedanke drängt sich auf, nämlich die pole des schmerzhaften und sündigen, der harten musikalischen gangart und der männlichen gewalt einerseits, der frieden, die sachtheit, das bedächtige auf der anderen seite. doch das ist nur die halbe wahrheit. diese dame und ihre drei begleiter wollen mehr. in all dem umgestümen wirken bleibt die zielrichtung jederzeit deutlich: dreampop, catchy, nie verlegen, bittersüß, aufregend.

    everything is on: intro, ohne wertung
    strawberries: dieser song bereitet auf das kommende vor, er weist auf die roughness des albums hin, aber eben auch auf die schwere der süße, auf das treiben und das innehalten, auf den moment höchster befriedigung und das gleichzeitige fallen in den unerträglichen schmerz, eine wunderbare melodie und das schleifen im sound ****
    new years: punkig, reisserisch, treibend, mit diesen unzweifelhaften aufstiegen in lichte höhen ****
    thursday: unglaubliche verquickung von flotten marschrhythmen und gemäßigtem gesang, zeitweise im duett mit männlichem part ****
    strings: eine der poppigsten nummern, die dennoch nicht ohne eigenwilliges geschrammel auskommen mag und dennoch polierte schönheit zeigt, schuld daran ist nicht nur die elegante struktur des songs, sondern wiederum dieser sirenengleiche gesang ****
    pink cloud tracing paper: psychedelischer beginn, der sich auflöst in einem mageren stimmchen, hat doch hier einer der kollegen auf den job am mikro angehoben; sogleich wird die allesumfassende magie gnadenlos zerstört; der titel bleibt aber spannend ***1/2
    red sea: behände geht es dahin, die drums dürfen stürmisch scheppern, die gitarren wehe schreien und davor, daneben, dahinter die flatternden streifen des gesangs ****
    goodbye: leichter und luftiger, eindringlicher selbstläufer ****1/2
    lions and tigers: hier verschwimmt der hintergrund und nie nahm ich deutlicher eine stimme wahr, die derart verhallt war und ins off verschoben wurde, ein song aus rückgestelltem ****1/2
    nefi + girly: einige traumsequenzen, verheißungsvoll, anschwellend, abebbend, hypnotisierend, sexy ****
    exotic animal parade: sparsamer, geigenverhangener beginn, ein im zögern verhafteter gesanglicher einstieg, glöckchen, aber es entwickelt sich, hurra! ****
    mizu asobi: eine zote, ein verschrecken zum abschluß? in wessen muttersprache erfolgt das? spaß. ausgelassenheit. freude. fertig. danke! ***1/2
    insgesamt ein klarer ****.

    nach dem gleichnamigen debüt nun fast schon ein meisterwerk der band, die sich übersetzt wohl sexspiele (o.ä.) nennt. was mir am ende bleibt: ein versprechen, eine art freude wie auf eine lang ersehnte verabredung, ein bild von einem in tausend stücke zerberstenden keks, von dem nur noch die ahnung existiert, in der sich hoffnung und gewißheit paaren.
    sie werden sich messen lassen müssen. die skyflakes wären ein guter vergleich. my bloody valentine oder auch sonic youth würden dabei eine gute figur machen.

    asobiseksu.gif

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    #5334521  | PERMALINK

    jules

    Registriert seit: 18.12.2004

    Beiträge: 7,606

    Schön, klingt als wäre das was. Höre gerade auch mal wieder „I’m Happy But You Don’t Love Me“, klasse Song…

    --

    #5334523  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    JulesSchön, klingt als wäre das was. Höre gerade auch mal wieder „I’m Happy But You Don’t Love Me“, klasse Song…

    würde mich freuen, jules. der song heißt „i’m happy but you don’t like me“ (falls ihn jemand sucht).

    hier noch ein paar interessante daten zur „citrus“- scheibe:

    pitchfork: 8,3
    prefixmag.com: 4/5
    cokemachineglow.com: 83%
    newcdreviews.blogspot.com: 8/10
    metacritic.com: 77/100

    #5334525  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    ich hab mal die komfortschraube etwas angezogen und alle legalen downloads zusammengefasst:

    merry christmas
    von: „season’s greetings from PAS/CAL & asobi seksu“

    walk on the moon
    sooner
    i’m happy but you don’t like me
    vom debüt

    thursday
    new years
    vom aktuellen album

    #5334527  | PERMALINK

    jules

    Registriert seit: 18.12.2004

    Beiträge: 7,606

    klienicum

    würde mich freuen, jules. der song heißt „i’m happy but you don’t like me“ (falls ihn jemand sucht).

    Ups :doh:

    Montag ist das Geld da, werde sie mir dann mal bestellen…

    --

    #5334529  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Danke für die Besprechung, klienicum. Die drei Tracks aus Citrus, die ich bisher gehört habe, gefallen mir („Thursday“, „Red Sea“ und „Goodbye“). Gibt es eigentlich schon einen Deutschland-Release oder ist das noch ein Import?

    --

    To Hell with Poverty
    #5334531  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    Go1Danke für die Besprechung, klienicum. Die drei Tracks aus Citrus, die ich bisher gehört habe, gefallen mir („Thursday“, „Red Sea“ und „Goodbye“). Gibt es eigentlich schon einen Deutschland-Release oder ist das noch ein Import?

    ich denke, dass du das album derzeit nur als import erhälst. über amazon´s zweitwege recht günstig.

    #5334533  | PERMALINK

    natsume

    Registriert seit: 24.07.2005

    Beiträge: 5,562

    klienicumich hab mal die komfortschraube etwas angezogen und alle legalen downloads zusammengefasst: […]

    Danke! Auf der offiziellen Seite findet man zudem sehr geschmackvolle Videos.

    --

    #5334535  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Erster Eindruck: ein feines Shoegazer/Dreampop-Album. Ich kenne mich in diesem Genre nicht aus, aber mir gefällt, was ich hier höre. Und irgendwie klingt doch alles sehr vertraut, trotz japanischer Textteile. Zwei Vorbehalte habe ich: Die Melodien könnten gern etwas prägnanter sein, dann würden mehr Songs einen individuellen Eindruck hinterlassen. Und das Schlagzeugspiel kommt mir recht schwerfällig vor, so Spät-80er-Indierock-mäßig. Die Gitarrensounds machen hier den Reiz für mich aus, die sind zum Teil ganz prächtig. Ich mag auch die hohe, helle Stimme der Sängerin oben drüber. Lieblingssong bisher: „Goodbye“.

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    To Hell with Poverty
    #5334537  | PERMALINK

    natsume

    Registriert seit: 24.07.2005

    Beiträge: 5,562

    Und endlich ist es da – ganz großartiges Album.

    --

    #5334539  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Zweiter Eindruck: sehr sweet, strukturell poppig, mit halb festen, halb flüssigen Soundschichten, in denen man schweben kann; rhythmisch noch ausbaufähig, dennoch streckenweise großartig; reich an Details, mit vielen, teils überraschenden Einfällen.

    Bei Pitchfork gibt es übrigens gerade ein Interview mit der Band:
    http://www.pitchforkmedia.com/article/feature/38939/Interview_Interview_Asobi_Seksu

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    To Hell with Poverty
    #5334541  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Go1Zwei Vorbehalte habe ich: Die Melodien könnten gern etwas prägnanter sein, dann würden mehr Songs einen individuellen Eindruck hinterlassen. Und das Schlagzeugspiel kommt mir recht schwerfällig vor, so Spät-80er-Indierock-mäßig.

    Der erste Vorbehalt ist inzwischen aufgehoben, der zweite bleibt. Macht aber nicht viel aus. Das Album ist mit jedem Hören ein bißchen besser geworden. Sehr gut!

    --

    To Hell with Poverty
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