Re: Coldplay – A Rush Of Blood To The Head

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sellerie

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Die Existenz einer Band namens Coldplay war mir schon recht lange bekannt und dass sie Musik für Mädchen im Alter von 10-17 machten wusste ich auch, hielt es aber schlicht für einen belanglosen Hype – nichts was mich interessieren muss. Habe sie später auch mal Nachts auf MTV gesehen, wo eine Konzertübertragung der damaligen Tour lief und Chris Martin spielte dort auf der Akustikgitarre eine Melodie die mir so einfach und so schier unprofessionell vorkam (es war „God Put A Smile Upon Your Face“), das ich erstmal ziemlich empört war und mich mit diesen Milchbubis auch nicht weiter beschäftigt habe bis eines Tages die „A Rush Of Blood To The Head“ beim Lieblingssecondhand lief. Und das wars dann…

Da gab´s dann diesen Opener der ziemlich traurig auf der Stelle stampfte, wie bei einem Fahrrad dessen Kette rausgesprungen ist, der in den Strophen versucht schwung zu holen und dann im Refrain doch steckenbleibt, im Text geht es dann ja leider um etwas ganz anderes. „In My Place“ kommt danach mit sehr viel Energie und schöner Melodie daher, verliert aber sehr viel durch den einfallslosen „Yeah Yeah Refrain“ und damit das er schlecht altert, auch das Giterrenriff von „God Put A Smile Upon Your Face“ hat zwar seinen Reiz, klingt aber anfangs eigentlich nicht so als ob sich daraus viel machen lässt, immerhin bauen Coldplay letztenendes aber ein solides Stück Musik daraus.
„Nobody said it was easy/ No one ever said it would be this hard” – Die zentralen Worte von “The Scientist” in dem Martin um den Neuanfang fleht (“Oh let’s go back to the start”) und während er noch weiter lamentiert dürfen nach und nach auch die anderen Bandmitglieder einsetzen so das, was als angenehme Piano-Ballade begann, nach vielen Ahouuus und mit etwas mehr Schwung und ohne das es eine große Reise gemacht hat nach 5-Minuten in etwa so endet, wie es begonnen hat, was aber auch in Ordnung ist denn die Melodie genügt sich weitgehend selbst. “Clocks” erinnert sehr an Karusellfahren, windet, aber wendet sich nicht – das heisst: wieder 5 Minuten Einheitsprogramm (Zitat: The Cure?) allerdings ohne die Schönheit die noch “The Scientist” vorweisen konnte. Bei “Daylight” weht wiederum ein ganz anderer Wind. Einfach gestrickt aber herrlich (möchtegern) Rockig. Entwickelt Live aber ungeahnte Qualitäten. Danach gibt es das sehr schön schunkelnde “Green Eyes” mit Lagerfeuer-Gitarre und merkwürdigen Metaphern („Honey you are a rock/ Upon which I stand“) („Honey you are the sea/ Upon which I float“) Martins stimme ist aber leider sehr dominant. Einer der Höhepunkte des Albums ist dann “A Warning Sign” hier wurde gnadenlos auf allen Harmonien herum geritten die sich boten und es ist einfach wunderschön “When the truth is/ I miss you/ Yeah the truth is/ I miss you so” und sie setzten noch einen drauf “And I’m tired/ I should not have let you go” – so könnte das jetzt ewig weitergehen. Mit “A Wisper” bricht auf einmal kalt wieder die Realität ein, aber sie dauert nicht lange – nur 3:57 bis: “A Rush Of Blood To The Head” anfangs noch bescheiden nur mit Akustischer Gitarre, aber die verzerrte E-Gitarre wartet schon leise im Hintergrund. Die wird erst im Refrain rausgelassen, weiß dort aber nicht so recht wohin – stellt jedoch mit ihren verzerrten kleinen Sekunden-Intervallen alles andere in den Schatten. Amsterdam kommt dann wieder ganz gemütlich mit den ersten dreieinhalb Minuten nur Piano und Gesang, bis die Band auch ihre Interpretation dessen presentieren darf und diverse Harmonien die sich in der Melodie verstecken kommen auch nicht zu kurz – praktisch der finale Schwung.

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It's all wrong, it's all right