Re: Der CD-Wow Thread

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kingberzerk

Registriert seit: 10.03.2008

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Hab ja erst seit Januar wieder einen Plattenspieler und bin etwas desillusioniert, was Plattenläden anbetrifft. VoPo ist zum Glück um die Ecke und hat Kiezbonus. Es kommt sogar vor, dass Vossi oder Mops ein Album auflegen, das ich dann kaufen muss, weil es mir so interessant erscheint. Diesen Bonus hatte Freak Out allerdings (trotz des für mich wohl passenderen Sortiments) innerhalb eines einzigen Besuches komplett verspielt. Dabei gehöre ich nicht einmal zu dem Teil der Kundschaft, der sich erst einmal ausführlich mit einem Verkäufer/Inhaber über die Warenwelt unterhalten muss oder dessen Selbstbewusstsein gestreichelt werden möchte. Diese Leute gehen mir in den benachbarten Wein- und Feinkostläden, auch in den Buchläden auch nur auf die Nerven.

Mir geht es hauptsächlich um Service und dass Fragen wie „Haben Sie Electric Ladyland auch als Vinyl?“ oder „Kann man Come and get it un-mixed von Holmes noch als LP bestellen?“ einfach nur beantwortet werden. Und wenn’s das nicht gibt, ist es ja nicht schlimm. Schön ist es natürlich, wenn man zehn Alben auf den Tisch legt und bei der Frage, ob ein Rabatt drin ist, eine angemessene Antwort erhält. Wenn’s nicht geht, akzeptiere ich das natürlich. Aber keine Zicken an dieser Stelle. Global denken, lokal handeln kann ich nachvollziehen, mir würden einige Plattenladen fehlen, andere sind mir inzwischen jetzt schon egal. Ich vermute, einige Händler machen sich gar nicht bewusst, wie sehr sie mit dem Rücken zur Wand stehen.

Dieses Phänomen erkenne ich auch beim Wirt meiner Stammkneipe wieder, aber der hat so viele Leute, die diese Kaschemme unterstützen wollen, und die nicht wollen, dass der sich irgendwie verbiegt, dass der sozusagen in einem marktwirtschaftliches Reservoir lebt. Das finde ich sehr okay, für Außenstehende führt dies aber im Service zu Schockzuständen. Möglicherweise haben eingefleischte Vinyl-People ähnliche Toleranzgrenzen.

Ich selbst habe mich bei Oye und VoPo eingependelt und lasse auch mal von denen ordern und überlege, bei Labels wie Fat Possum auch auf deren Online-Shops zurückzugreifen. Einmal habe ich schon etwas nicht bekommen, aber selbst da konnte ich der verpeilten Stoner-Rockband-Chefin verzeihen, die den Onlineversand auch noch übernommen hat, auch wenn das Geld weg ist. Allerdings war ich auch überrascht, dass Saturn am Alex und am Tauentziehn jetzt seit sechs Wochen Vinyl anbieten. Die Raconteurs habe ich dort jedenfalls gern blind gekauft.

Zur Diskussion: Der Tonfall entgleist ja zusehends und vermittelt mir nur eine Vorstellung davon, wie es in einem aussehen muss, der sich in diesem Wir Kenner/Ihr Schäflein-Dualismus eingerichtet hat.

Aber einen Einwurf fand ich interessant und in der Tat dachte in letzter Zeit auch häufiger darüber nach. Ist es als Industrie-Insider, der bemustert wird, vertretbar, sich so abschätzig über das Konsumverhalten des eigenen Publikums zu erheben? Dürfen kann man natürlich viel, aber Konsumverhalten ist mit bezahlen verbunden.

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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.