Re: Elbow – Leaders of the free world

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dominick-birdsey
Birdcore

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In den letzten Tagen habe ich verstärkt noch einmal „Leaders Of The Free World“ im Vergleich zu den ersten beiden Releases der Band angehört und musste feststellen, dass ich es etwas unterschätzt habe. Zudem habe ich mir mal die beiliegende DVD angeschaut, die ja nahezu alle Songs des Albums visualisiert zeigt. In den Zeitschriften hieß es ja immer subversiv, Elbow würden unerlaubt Coldplay simulieren. Glücklicherweise klingt die Band nicht annähernd so auf der Stelle tretend (schlimm genug, dass sie mittlerweile überall als Authentizität herangezogen werden).
Öfter landet Garveys Stimme mal in den höheren Lagen (z.B. bei „Picky Bugger“). Das wundervolle „The Stops“ erinnert z.B. an Robert Wyatt. Indes bei „Forget Myself“ (oder auch bei „My Very Best“) meint man Peter Gabriel zu hören (wobei der Song mich an irgendwas erinnert, aber ich kann es derzeit nicht einordnen: Doves vielleicht). Verschrobener und weniger poliert als der Vorgänger, entfaltet „Leaders Of The Free World“ sich nicht bereits nach dem ersten Hören. Tatsächlich aber sind die Songs wesentlich „catchier“ als man zunächst meint. Hier mal ein schönes Pianosprengsel („An Imagined Affair“), dort mal gegenläufiger Harmoniegesang („Leaders Of The Free World“). Sicherlich: „Mexican Standoff“ klingt nach Radioheads „The National Anthem“. Aber letztere können eben nicht ein „hysterical laughter“ vorweisen von: Dylan Jupp. Was für ein Name.
„You’ve gone | gone and made a beautiful hole in my heart“ („My Very Best“). Die vielzitierte Melancholie will ich nicht schon wieder belasten. Musikalisch sowohl als auch textlich ist das Album eher vertonte Andächtigkeit: mal heiter oder fröhlich (was aber kein Widerspruch sein muss), mal verloren und verlassen, mal öde und langweilig. Nicht immer kann das hohe Niveau gehalten werden, aber es fügt sich dennoch in ein harmonisches Ganzes. Auf Augenhöhe mit beiden Vorgängeralben.

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