Re: Die besten Hard Bop Alben

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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gypsy tail wind1) danke, nach Burns werd ich Ausschau halten! Richard Williams, ja! Den mag ich sehr… z.B. auf den Gigi Gryce Alben, auf den grossartigen „Live at Pep’s“ Sessions von Yusef Lateef, oder auch in den späten 60ern mit der Big Band von Thad Jones/Mel Lewis! Er war ja auch einer von Mingus‘ Lieblingstrompetern (erwähnt in den Liner Notes von „Mingus Ah Um“ oder „Mingus Dynasty“ – die sind „as told by Mingus to Diane Dorr-Dorynek“(sp?), seiner damaligen Flamme… wohl auch Subjekt der Widmung des Stückes „Diane“)
Boyd sollte bald unterwegs sein!

Du hast unten ja bereits das einzige Album von Williams genannt. Das habe ich erst seit kurzem, da muss ich mich noch etwas einhören. Trotzdem merkt man irgendwie schon recht schnell, dass daraus eine tolle Leaderkarriere hätte entstehen können. Insbesondere finde ich das kompositorische Talent (auf das was man im Hardbop sonst so hört) intuitiv bemerkenswert.
Ich hoffe jetzt natürlich, dass die Boyd Dir zusagt.

gypsy tail wind2) Ich kenn „Asia Minor“ noch nicht lange, ist aber zweifellos ein tolles Album! Wohl mit „Star Bright“ (und Duke Jordans „Flight to Jordan“, auf dem „Star Bright“ auch gespielt wird und Reece mit Turrentine, seinem Frontline-Partner der beiden letzten Blue Note Sessions, zusammenspielt) mein liebstes von ihm, aber ich müsste die mal wieder hören, um mein Urteil zu verifizieren.

Wie gesagt, ich schätze vor allem wegen Farrell’s Beiträgen auf der Flöte und natürlich auch wegen Ron Carter. Turrentine, so sehr ich ihn auch mag, ist mir da oft etwas zu behäbig. Zu „Flight to Jordan“ passt das Ganze irgendwie besser. „Comin‘ on“ schätze ich übrigens auch sehr. Dort gibt Turrentine ja sein Blue Note-Debüt sowie Musa Kaleem beteiligt ist, den ich sonst überhaupt nicht kenne.

gypsy tail wind3) kennst Du die beiden anderen Riversides von Sam Jones? Mir ist „Soul Society“ irgendwie eine Spur zu klischiert, ich glaub ich mag v.a. „Chant“ etwas besser! Cello, ja, unbedingt! Wäre mal ein Thema für einen eigenen Thread, ich hab letzte Weihnachten einem Neffen – na ja, bin nicht verheiratet, aber so wären die Verwandtschaftsverhältnisse – eine „Jazz Cello“ Compilation zusammengestellt! Ich hab da ja die Nat Adderley „Work Song“ drauf, da gibt’s Jones auch am Cello! Und auch tollen Wes Montgomery!
Die Byrd/Burrell Sessions sind mir zu wenig… geformt, um wirklich gut zu sein. Die Jam-Alben von Coltrane/Byrd/Garland (All Night Long, High Pressure etc) gefallen mir da genauso gut, auch ohne Waldron… Waldron höre ich halt (siehe Sterne-Thread und wohl noch Anmerkungen meinerseits im Piano-Thread) erst später als richtig gross!

Die beiden anderen Sessions habe ich leider noch nicht gehört, wobei ich vor allem an „Down home“ interessiert bin. Les Spann, Strozier, Israle Crosby und Ron Carter hören sich fantastisch an. Das könnte dann auch etwas avantgardistisch zur Sache gehen?! Ich finde die „Soul Society“ gar nicht klischiert. Irgendwie ist das ganze doch eine saubere, schön musizierte Hardbop-Session, bei der alle perfekt zusammenpassen. Im Vergleich zu anderen Celloaufnahmen (vielleicht Pettiford abgesehen; Katz kenne ich nicht) spielt Jones auch sehr schön auf dem Cello.
Welche Wes Montgomery-Einspielung meinst Du?

gypsy tail wind5) na ja, schon Hardbop, mangels eines besseren Etiketts, aber in der von THELONICA vorgeschlagenen feineren Einteilung müsste ich mir das überlegen, da würde „Elvin“ ev. in der lyrischen Ecke landen.
Terry ist für mich einfach vom Temperament her überhaupt kein Hardbopper und schon seine Präsenz auf einem Album voller Hardbopper (etwa auf seinem „Serenade to a Bus Seat“) irritiert mich manchmal… ich mag ihn aber eigentlich. Er ist für mich als Ellingtonian, Basie-ite und mit-allen-Könnender irgendwie auch ein Klassizist avant la lettre (wie z.B. auch Hank Jones… und weniger deutlich auch Tommy Flanagan).
„Page One“ würde ich dann in die lyrisch-freie Blue Note Ecke stellen, zusammen mit den Hutcherson-Alben, denen von Wayne Shorter, den anderen Henderson/Dorhams, den Hancocks, den Hills, den 63-66er JMacs etc – obwohl sich da ja z.B. bei „Una Mas“ deutliche Überschneidungen mit der Post-Sidewinder/Boogaloo-Blue Note Ecke ergeben.
„Intensity“ musst Du Dir suchen! Das ist unglaublich gut! Da brennt bei Pepper das Feuer fast schon so stark wie auf den Comeback-Alben von ca. 77-80 (die ersten paar waren ja noch etwas weniger brennend).

Ich finde, dass „Color Changes“ insgesamt eine schöne Ausnahme im Vergleich zu den übrigen Sachen ist. Das liegt vielleicht nicht zuletzt an Lateef.
Klar, man könnte solche Listen noch viel weiter zerfasern. Dann wird es aber schwer und für mich fast unmöglich. Natürlich, je mehr man kennt, desto mehr kann man differenzieren. Ich bin ja gespannt, ob noch Listen in der Art gepostet werden!
Ich kuck‘ mal nach der Pepper! Die Auswahl der Titel in Zusammenhang mit der Amalgamierung von Coltranes und Colemans Stilen finde ich spannend.

gypsy tail wind6) ich find die Session schön, ja… da kämen dann noch Leute wie Phineas Newborn (auch kein richtiger Hardbopper oder?) rein, der hat auch im p/g/b-Trio Aufnahmen gemacht… da spielt dann natürlich die ganze Tatum Trio, Nat Cole Trio und wohl auch Peterson Trio Linie mit rein… das würd ich dann eher als eigene Linie sehen, die sich im Falle von Kelly kurz mit dem Hardbop überschneidet aber eher diachron zu betrachten wäre…

Bezüglich Phineas Newborn hatte ich auch an die „We three“ gedacht. Aber die erschien mir auch nicht „rein“, daher hab‘ ich sie aussen vor gelassen. Hier gilt wieder das selbe, wie etwas weiter oben. Man könnte die unterschiedlichen Linien viel differenzierter auseinandernehmen. Peterson alleine hat ja wirklich eine eigene Art von manirierter, lyrischer Schule.
Da muss ich aber ehrlich sagen, dass mein Sachverstand nur marginale Unterschiede zwischen den einzelnen Pianisten erkennt.

gypsy tail windUnd jetzt hör ich grad das schöne „Jazz Contemporary“ von Kenny Dorham. Charles Davis überzeugt am Barisax, und Steve Kuhn/Jimmy Garrison/Buddy Enlow sind eine sehr stimmungsvolle Rhythmusgruppe (auf vier der 10 Stücke spielt Butch Warren statt Garrison). Gehört wohl auch in die lyrische Ecke…

Fehlt mir. Wie einiges anderes von Dorham.

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III