Re: Die besten Hard Bop Alben

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gypsy-tail-wind
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katharsis1) Die Dave Burns-Sessions lohnen auf jeden Fall das Suchen…
„Ease it“ präsentiert einen gut aufgelegten Kenny Dorham (unter dessen Namen das Album als „West 42nd street“ rereleased wurde). Burns und Boyd sind vielleicht zwei große Vergessene. Richard Williams fällt mir da noch ein.

2) Du hast ja „Star Bright“ in Deiner Liste stehen. Die habe ich neulich erst wieder angehört und sie ist ein sehr gutes HardBop-Album, aber „Asia Minor“ hat doch etliches mehr zu bieten. Gut ich mag Flöte auch sehr gerne. Aber was gibt für Dich den Ausschlag für „Star Bright“?

3) Insgesamt gesehen sind das vielleicht auch die für mich am wenigsten zwingenden LPs, bis auf die Sam Jones, die ich generell sehr gerne mag. Jones doppelt sehr schön am Cello und die Gruppe präsentiert sich sehr eingespielt. Beim Twofer von Burrell/Byrd schätze ich sehr die (auch kompositorische) Arbeit von Waldron und das auflockernde Spiel von Richardson auf der Flöte. „Flickers“ ist ein wunderbares Beispiel an exzellent aufeinander abgestimmtem Ensemblespiel.

5) Das kann ich stellenweise verstehen. Auf „Elvin!“ sorgen meines Erachtens die Jones-Brüder schon für die entscheidende Portion HardBop. Unter was würdest Du die Session subsumieren? Ebenso das Terry-Album?
„Intensity“ kenne ich leider nicht. „Page One“ bleibt irgendwie mein liebstes Henderson-Album. Vielleicht auch gerade wegen der Standards von Dorham. Bzgl. meiner Blue Note-Liste müssten eigentlich auch alle Henderson LPs rein.

6) Das ist die selbe Session. Riverside war früher dran, dafür hatte Jazzland den griffigeren Titel. Hörenswert ist in jedem Fall der zweite Teil der Aufnahmen, in dem Kelly und Burrell das ganze alleine austragen, nur mit der Unterstützung Chambers‘. Jedenfalls setzt Joe Jones komplett aus.

1) danke, nach Burns werd ich Ausschau halten! Richard Williams, ja! Den mag ich sehr… z.B. auf den Gigi Gryce Alben, auf den grossartigen „Live at Pep’s“ Sessions von Yusef Lateef, oder auch in den späten 60ern mit der Big Band von Thad Jones/Mel Lewis! Er war ja auch einer von Mingus‘ Lieblingstrompetern (erwähnt in den Liner Notes von „Mingus Ah Um“ oder „Mingus Dynasty“ – die sind „as told by Mingus to Diane Dorr-Dorynek“(sp?), seiner damaligen Flamme… wohl auch Subjekt der Widmung des Stückes „Diane“)
Boyd sollte bald unterwegs sein!

2) Ich kenn „Asia Minor“ noch nicht lange, ist aber zweifellos ein tolles Album! Wohl mit „Star Bright“ (und Duke Jordans „Flight to Jordan“, auf dem „Star Bright“ auch gespielt wird und Reece mit Turrentine, seinem Frontline-Partner der beiden letzten Blue Note Sessions, zusammenspielt) mein liebstes von ihm, aber ich müsste die mal wieder hören, um mein Urteil zu verifizieren.

3) kennst Du die beiden anderen Riversides von Sam Jones? Mir ist „Soul Society“ irgendwie eine Spur zu klischiert, ich glaub ich mag v.a. „Chant“ etwas besser! Cello, ja, unbedingt! Wäre mal ein Thema für einen eigenen Thread, ich hab letzte Weihnachten einem Neffen – na ja, bin nicht verheiratet, aber so wären die Verwandtschaftsverhältnisse – eine „Jazz Cello“ Compilation zusammengestellt! Ich hab da ja die Nat Adderley „Work Song“ drauf, da gibt’s Jones auch am Cello! Und auch tollen Wes Montgomery!
Die Byrd/Burrell Sessions sind mir zu wenig… geformt, um wirklich gut zu sein. Die Jam-Alben von Coltrane/Byrd/Garland (All Night Long, High Pressure etc) gefallen mir da genauso gut, auch ohne Waldron… Waldron höre ich halt (siehe Sterne-Thread und wohl noch Anmerkungen meinerseits im Piano-Thread) erst später als richtig gross!

5) na ja, schon Hardbop, mangels eines besseren Etiketts, aber in der von THELONICA vorgeschlagenen feineren Einteilung müsste ich mir das überlegen, da würde „Elvin“ ev. in der lyrischen Ecke landen.
Terry ist für mich einfach vom Temperament her überhaupt kein Hardbopper und schon seine Präsenz auf einem Album voller Hardbopper (etwa auf seinem „Serenade to a Bus Seat“) irritiert mich manchmal… ich mag ihn aber eigentlich. Er ist für mich als Ellingtonian, Basie-ite und mit-allen-Könnender irgendwie auch ein Klassizist avant la lettre (wie z.B. auch Hank Jones… und weniger deutlich auch Tommy Flanagan).
„Page One“ würde ich dann in die lyrisch-freie Blue Note Ecke stellen, zusammen mit den Hutcherson-Alben, denen von Wayne Shorter, den anderen Henderson/Dorhams, den Hancocks, den Hills, den 63-66er JMacs etc – obwohl sich da ja z.B. bei „Una Mas“ deutliche Überschneidungen mit der Post-Sidewinder/Boogaloo-Blue Note Ecke ergeben.
„Intensity“ musst Du Dir suchen! Das ist unglaublich gut! Da brennt bei Pepper das Feuer fast schon so stark wie auf den Comeback-Alben von ca. 77-80 (die ersten paar waren ja noch etwas weniger brennend).

6) ich find die Session schön, ja… da kämen dann noch Leute wie Phineas Newborn (auch kein richtiger Hardbopper oder?) rein, der hat auch im p/g/b-Trio Aufnahmen gemacht… da spielt dann natürlich die ganze Tatum Trio, Nat Cole Trio und wohl auch Peterson Trio Linie mit rein… das würd ich dann eher als eigene Linie sehen, die sich im Falle von Kelly kurz mit dem Hardbop überschneidet aber eher diachron zu betrachten wäre…

Und jetzt hör ich grad das schöne „Jazz Contemporary“ von Kenny Dorham. Charles Davis überzeugt am Barisax, und Steve Kuhn/Jimmy Garrison/Buddy Enlow sind eine sehr stimmungsvolle Rhythmusgruppe (auf vier der 10 Stücke spielt Butch Warren statt Garrison). Gehört wohl auch in die lyrische Ecke…

Und noch was:

An das hab ich gestern schon mal gedacht und’s dann wieder vergessen: ein tolles Album aus der Chicagoer Ecke, mit John Jenkins (as), Cliff Jordan (ts), Wilbur Ware (b), sowie den „fremden“ Bobby Timmons (p) und Dannie Richmond (d). Selten hört man Richmond in einem solchen Setting, aber das ist ein tolles und viel zu selten erwähntes Hardbop-Album!
John Jenkins spielt übrigens auch auf dem Chicagoer-Riverside-Album von Wilbur Ware, neben Johnny Griffin, sein eigenes Blue Note-Album mit Kenny Burrell halte ich jedoch für ziemlich langeweilig (Sonny Clark ist auch noch dabei).

Und wenn ich grad im Schuss bin: Richard Williams hat ja ein einziges eigenes Album gemacht, „New Horn in Town“ (Candid) – schön, aber über ***1/2 kommt das für mich wohl nicht raus. Mit Leo Wright und Richard Wyands (den mag ich auch sehr!).

Und noch wer: Benny Bailey – hatte noch das Glück, ihn live zu erleben mit vier guten Schweizer Begleitern (Andy Scherrer am Tenor und eine Rhythmusgruppe, an die ich mich nicht mehr erinnern kann…. ha, gefunden: Joe Haider, Isla Eckinger, John Engels – war ein schöner Abend!).
Baileys eigenes Album aus der Zeit ist „Big Brass“ (Candid) – das fällt auch ein wenig aus dem Schema, ist aber sehr hörenswert!

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