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Hoch lebe Kanada! Eine musikalische Überraschung jagt die nächste.
Owen Pallett (Hansdampf in allen kanadischen Musikgassen, u.a. gelegentlich bei den Hidden Cameras oder bei Arcade Fire aktiv) war gestern in der gemütlichen Bar „Nachtasyl“ unter dem Dach des Thalia-Theaters und begeisterte die geschätzten 80 Zuschauer restlos. Ich habe ihn ja schon einmal im Vorprogramm von Arcade Fire erlebt, aber das war gestern noch viel eindrucksvoller.
„Final Fantasy“ ist sein eigenes musikalisches Projekt. Allein steht er da auf der Bühne, ein schüchterner, schmaler Bursche Anfang 20, der nur sich, seine Geige und einen Sampler zur Verfügung hat. Und er schafft es, dass einem nach wenigen Minuten vor Verblüffung die Kinnlade runterklappt. So ging es mir jedenfalls.
Das Prinzip ist an sich einfach (Andrew Bird praktiziert es ja live ähnlich): verschiedene Spuren, die er mit seiner Geige live einspielt, werden gesamplet und geloopt. Dazu singt er dann oder spielt noch verschieden Melodielinien darüber. Das Verblüffende ist aber, wie er das macht. Er erschafft eine so wunderbare Dynamik, legt nicht einfach nur verschiedene Spuren übereinander, sondern setzt es unglaublich effektvoll ein. Seine Geige benutzt er dabei in wohl allen erdenklichen Möglichkeiten: schlagend, zupfend, streichend … ähnlich phantasievoll wie der Bassist beim Esbjörn Svenson Trio.
Sein gestriger Auftritt war musikalisch noch weitaus mutiger und abwechslungsreicher als bei seiner Support-Tour. Für einige Songs kam dann noch ein Drummer von seinem Kölner Plattenlabel Tomlab mit auf die Bühne. Und obwohl sich die Stücke anfangs für mich ungewohnt anhörten, ja fast schon etwas von ihrem Reiz verloren, zeigte es dann doch, wieviel Potenzial in diesem Projekt noch drin steckt. Das wurde dann so rythmisch, dass ich mir sogar eine Dance-Platte von ihm vorstellen könnte. Seine Version vom Bloc Party-Stück „This modern love“ war dann ebenso eindrucksvoll umgesetzt und in einen anderen musikalischen Kontext gehievt, wie beispielsweise „No one knows“ von Divine Comedy.
Pallett hat ein Riesentalent, er hat (trotz seines schüchternen Auftretens) viel Witz und er wird mit Sicherheit unberechenbar bleiben. Hingehen!
Die weiteren Termine:
08.10.2005 Berlin (D) , Magnet Club
09.10.2005 Köln (D) , Gebäude 9
10.10.2005 München (D) , Orange House
11.10.2005 Wien (A) , Rhiz
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Wake up! It`s t-shirt weather.