Re: Green On Red

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beatlebum

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GREEN ON RED – Valley Fever

CD+DVD

VÖ: 19.6.

Tatort: Der hauseigene Club des kultigen Hotel Congress in Tucson/Arizona feierte am 1. September-Wochenende des Jahres 2005 sein 20-jähriges Jubiläum, und David Slutes (Sänger und Gitarrist der Sidewinders/Sand Rubies), der die Konzerte für den „Club Congress“ bucht, hatte die Idee, zu diesem Ereignis alles, was irgendwie mit Tucson Music zu tun hat/hatte, einzuladen bzw. zu verpflichten. Und wenn man dann Zeuge dessen war, was da alles auf den 3 Bühnen stand, musste man den Eindruck gewinnen, dass ihm das richtig gut gelungen war. Besonders dann, wenn man das Highlight des 3 Tage-Events herauspickte: Da sollte doch tatsächlich eine DER legendären Kult-Americana/Rootsrock/No Depression-Bands schlechthin eine Reunion-Show spielen, und dazu noch mit den Original-Mitgliedern. Das konnte sich nur um einen Scherz handeln. War es aber keineswegs – Dan Stuart, Chuck Prophet, Chris Cacavas und Jack Waterson nisteten sich für 3 Nachmittage in einem Zimmer des Hotel Congress ein und probten für eine denkwürdige, einmalige Reunion-Show von GREEN ON RED. Chris Burroughs, ebenfalls bei Blue Rose zuhause, wurde für einen Konzertmitschnitt angeheuert, und da sich zufällig ein brasilianisches Kamerateam in der Stadt aufhielt, wurde dieses kurzerhand gebeten, die Show auch videotechnisch für die Nachwelt festzuhalten.

Das Publikum im „Rialto Theatre“ gegenüber dem Hotel Congress war gespannt wie ein Flitzebogen, als GREEN ON RED (am Schlagzeug Daren Hess von James McMurtrys Begleitband Restless Bastards) am Sonntag, den 4.10.2005 kurz nach Mitternacht die Bühne betraten. Die Bänder liefen mit, und wie beim ursprünglichen Live-Set startet auch die CD: Erstmal kracht und knackt die PA voller Vorfreude… „just like the old days“ lautet der lakonische Kommentar von Dan Stuart, und dann geht’s los mit dem allerersten Stück von der allerersten Green On Red-Scheibe überhaupt: „Death And Angels“ heißt das gute Teil und es stammt – die alten Fans wissen das natürlich – von der 1982er Mini-LP Green On Red. Sofort ist alles wieder präsent, was damals so begeistert hat: die verspielte, psychedelisch-leierige Orgel von Chris Cacavas, die stoische Crazy Horse-ähnliche Rhythm Section, die präzise, konsequente, sich reinschaffende Lead Guitar eines Chuck Prophet und, jaja, das ganz besonders: Dan Stuart, der große Dan Stuart ist wieder aus der Versenkung aufgetaucht, singt sich mit einer Inbrunst und Leidenschaft die Seele aus dem Leib, als hätte er nie über so viele Jahre die Lust am Rock’n Roll verloren.
Stuart hat eine dieser unendlich markanten Stimmen, die man definitiv nicht vergisst, die einen im Nacken packen, die einem das Herz rausreißen, die Berge versetzen können! Und er lebt das hier alles aus, wird völlig eins mit den kongenialen anderen Musikern, die das Green On Red-Kollektiv wieder zum Leben erweckt haben – ein Team, das wie geölt spielt, das die ganzen alten Hits abspult, als befänden wir uns mitten in den 80ern. Ja, und die Hits rollen gewaltig heran: „Cheap Wine“, „Gravity Talks“, „Jimmy Boy“, „No Free Lunch“, „16 Ways“, „The Drifter“, „Sea Of Cortez“, „Clarkesville“, „Fading Away“, um nur einige zu nennen. Insgesamt erleben wir ein fulminantes Konzert mit 16 kapitalen Tracks in einer Gesamtlänge von über 75 Minuten! Sämtliche Stücke sind Bandkompositionen und stammen ausschließlich von den ersten 5 Alben, also der Gründerzeit mit Stuart, Cacavas und Bassist Jack Waterson (und wechselnden Schlagzeugern); Chuck Prophet gehörte erst ab Album #3 Gas Food Lodging (1985) zum Team und gewann dann über die Jahre immer mehr Einfluss, bestimmte besonders die späte Phase, als GREEN ON RED praktisch nur noch das Duo Stuart/Prophet mit unterschiedlichen Begleitmusikern war. Aber mit jener Ära hat diese Reunion-Show rein gar nichts am Hut, hier wird gerockt in seliger Erinnerung an Gravity Talks (83), No Free Lunch (85) und The Killer Inside Me (87) mit einem total revitalisierten Dan Stuart upfront und den entfesselt aufspielenden Chuck Prophet, Jack Waterson und Chris Cacavas daneben! Und wenn dann zum Finale „That’s What Dreams Are Made For“ erklingt, ja, dann gibt’s kein Halten mehr, dann bekommt man es endgültig mit, dass Träume wirklich wahr werden können. Sogar scheinbar unerfüllbare wie eine Green On Red-Reunion!

Die CD ist ein einziger Ohrenschmaus, die wunderbare Verpackung (Doppel-Digipak) mit stilechtem Artwork eine Wohltat für die Augen – auf der beiliegenden Parallel-DVD werden gleich beide Sinne angesprochen. Sie enthält dasselbe Konzert 1:1 in genau derselben Setlist, allerdings im technisch zeitgemäßen 5.1 Surround Sound. Hier kann man dann bestaunen, wie die Musiker in Würde gealtert sind und auch 20 Jahre später leidenschaftlich rocken „wie Hölle“. Und wer beobachtet, wie sie dabei miteinander umgehen – nämlich so freundschaftlich, so voller Respekt füreinander, so locker vernetzt im „Team Spirit“ -, der ist sich absolut sicher: Diese Reunion Show war noch längst nicht alles, damit werden sie sich nicht zufrieden geben, da geht noch ganz viel!

Valley Fever – Live At The Rialto Tucson, AZ 9/04/05 ist ab dem 19.6. über Mailorder und ab 30.6. überall im „gutsortierten“ Handel erhältlich.

http://www.bluerose-records.de/

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Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.