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Art Brut – Bang Bang Rock’n Roll
2005
Ist es das was sie wollen? Understatement? Bescheidenheit zum neuen Chic erheben? Oder wollen Art Brut als nächste heißeste Band aus UK allen Schriftgelehrten zeigen, was man mit etwas Intelligenz und Sprache alles anstellen kann? Humor haben sie. Strategien ebenfalls. Eddy Argos, Chef der Band hat alles unter Kontrolle. Es wird nichts dem Zufall überlassen, nicht einmal der Zufall selbst.
„Formed a band, we formed a band“. Laut und enthusiastisch legen Art Brut auf ihrem Album „Bang Bang Rock’n Roll“ los. Dann kommt die Familie ins Spiel. Wer keinen jüngeren Bruder hat, kann den nächsten Song auch so hören, als ob man einen kleinen Bruder hätte. Womöglich wäre man auch noch stolz drauf. In Emily Kane zählt Eddy Argos bis zur Sekunde zurück, wie lang er seine erste große Liebe nicht mehr gesehen hat. So etwas erinnert mich einzig an Tocotronic. That’s independent. Im folgenden „Rusted Guns Of Milan“ textet Argos schon fast altersweise „It’s got nothing to do with anything I had to drink. It’s more to do with the way I think“ Selten ist Rockmusik derart zum Schmunzeln gemacht. In den Texten geht es eigentlich sehr direkt zu und das ist das Erfrischende. Gleichzeitig klingen die Songs zusammen mit den Texten oft so euphorisch (Good Weekend), als ob sie einen an die eigene Jugend erinnern sollen. Gegen Mitte des Albums, wenn die Ohren etwas müde werden, nehmen sich Art Brut mit „Bang Bang Rock’ Roll“ selbstironisch auf die Schippe. No more songs about sex, drugs and rock’n roll… it’s boring. Und dann diese schönen seichten Melodien. Wie selbstverständlich singt man schon mal den Refrain von „Fight“ mit. Möglicherweise, ohne sich Gedanken um den Text zu machen. Wozu auch. Es ist ja nur zufällig Kunst.
Es ist ja auch nur zufällig Gesang. Sehr oft wird sprechgesungen wie in „Moving To L.A.“ Im Erzählstil wird vom was-wäre-wenn berichtet. Heiter weiter. Nach gut 35 Minuten ist Schluss mit der Show. Im Vergleich zu anderen besten neuen Bands bieten Art Brut neben Enthusiasmus im Vortrag und Intelligenz in ihren Texten musikalische Bodenständigkeit, die neugierig macht. Ein mitreißendes Album.
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.