Re: Franz Ferdinand – November

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nes

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Ihr Name bezieht sich auf den habsburgischen Erzherzog und Thronfolger, dessen Ermordung durch einen serbischen Terroristen 1914 der Anstoß für den ersten Weltkrieg war. Ein gewichtiger Hintergrund für eine Band, die sich nicht wichtig nimmt. freizeit-Mitarbeiter Steffen Rüth hat Franz Ferdinand in Köln getroffen.

Nicolas McCarthy, der Gitarrist von Franz Ferdinand, ist zwar Schotte, aber aufgrund bayrischer Ehefrau und einer teils in München verbrachten Adoleszenz weiß der Mann, was sich schickt. „Der FC Bayern geht gar nicht. Die Bayern waren immer das doofe Team der reichen Jungs, mit Bayern-Fans wollte ich echt nicht abhängen.“ Soviel zur sympathischen Einstimmung, kommen wir zur Musik.

Franz Ferdinand sind ihren Underdog-Status natürlich längst los. Vier Millionen haben das im Frühjahr 2004 veröffentlichte Debüt „Franz Ferdinand“ gekauft – mit ihrer lässigen wie lakonischen Pop-Wave-Punk-Gitarrenmusik haben Nick, Sänger Alex Kapranos, Drummer Paul Thompson und Bassist Bob Hardy Maßstäbe gesetzt. Doch benehmen sie sich weder wie Topseller noch wie Trendsetter. So ein Theater wie Coldplay würden sie niemals veranstalten. Franz Ferdinand sind nicht wichtigtuerisch. Sie machen einfach.

„Das ist natürlich eine schockierende Sache mit dem Erfolg“, bekundet Kapranos. Er lümmelt im Kölner Hyatt-Hotel neben seinem Bass-Kumpel, mit dem er am Vorabend zwischen Harald Schmidt-Aufzeichnung und Heiabettchen und trotz langem Herflug aus Los Angeles noch im Zoo war: zum Tieregucken.

„Wir lieben das Rausgehen und wir haben Besseres zu tun, als uns jeden Abend abzuschießen oder nur im Hotel zu hocken. Weil es wichtig ist, sich die Welt anzuschauen“; seit sie vor zwei Jahren begannen zu touren, sind sie in 23 Ländern gewesen.

„You Could Have It So Much Better“ haben die Schotten, die erst seit drei Jahren zusammen spielen, ihr zweites Album genannt. Die neuen Songs sind vorzüglich, schnurren ohne Umweg ins Ohr wie die Single „Do You Want To“ oder sind, das ist neu, auch mal richtig ruhig („Fade Together“).
Kapranos: „Sehr vieles von dem, was wir tun, ist unmittelbar davon beeinflusst, was unsere Lieblingsbands früher getan haben. Nimm zum Beispiel die großartigste Band aller Zeiten, die Beatles, da kannst du auf ,Rubber Soul‘ eine deutliche Verbesserung gegenüber ,Hard Day’s Night‘ feststellen. Das große Ziel, auch von uns, ist es, die Identität zu wahren, aber gleichzeitig weiterzugehen. Um das zu schaffen, musst du auch ein bisschen Mut haben. Die Verlockung, das auf der zweiten Platte zu wiederholen, ist sehr groß. Aber das geht fast immer schief, weil die Leute deine Band, die sie gerade noch für furchtbar aufregend hielten, total langweilig finden.“

Der kommerzielle Druck, an dem etwa Coldplay zuletzt fast zerbrochen wären, sei für die Franzen kein Problem gewesen, sagt der Sänger. „Wenn wir bei Nick in der Küche sitzen und Songs komponieren, dann denken wir ja nicht daran, was die Weltpresse wohl davon halten wird. Die Weltpresse ist nicht der Grund, warum du in einer Band bist. Spaß ist der Grund.“
Dass es auch bei so lieben und bescheidenen Zeitgenossen wie Franz Ferdinand gelegentlich kracht, freut einen schon fast. „Zwischendrin hätten wir uns mal fast aufgelöst“, behauptet Alex. „Wir haben uns darüber unterhalten, wie es denn wäre, wenn wir jetzt was anderes machten. Ich glaube, wir könnten glücklich auseinandergehen, weil wir ja schon ein Album hinbekommen haben, das uns gefällt. Den Gedanken, so wie die Rolling Stones 40 Jahre die gleichen Lieder zu spielen, finde ich nicht sehr sexy.“

Aber erstmal wollen noch Asien (außer Japan, wo sie ihre Baseballjacken aus dem „Do You“-Video erstanden haben) und Südamerika bereist werden. Nur nach Bayern müssen sie zurzeit nicht unbedingt, jedenfalls nicht zum Biertrinken. „Die haben in Glasgow jetzt auch Weizen in den Pubs, aber nur in manchen“, weiß Nick. „Die drei anderen aus der Band stehen da jetzt auch total drauf. Ich sag nur: Bierbichler.“ Die Marke kommt aus Rosenheim und sei das beste Weizen der Welt.

Am Montag, 7. November, rocken Franz Ferdinand die Philipshalle in Düsseldorf. Karten (31 Euro)

Quelle WAZ

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