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Ich gebe Banana Joe voll und ganz in seiner ersten Einschätzung recht. Im Nachhinein hat mir das Forum der Kunst- und Austellungshalle als Ambiente übrigens sehr gefallen und war eines Costello würdig. Irgendwie hat er ja auch etwas von einem Exponat, das man staunend vom einen aufs andere Bein wechselnd zu fassen versucht. Außerdem besitzt die Location – aufgrund ihres niedrigen Fassungsvermögens – eine Intimität, die der Museumsplatz zu schaffen kaum im Stande ist: Die Bühne war von allen (!) Sitzplätzen gut einzusehen – ich selbst saß im hinteren Drittel und habe mehr gesehen als bei den meisten anderen Konzerten.
Konzertbeginn war um 19 Uhr. Elvis Costello And The Imposters stürmen ohne Verzögerungen die Bühne. Der Opener: ein kurzes dreckiges Uncomplicated, das auf Platte scheinbar stubenreine Clown Strike folgt aum dem Fuße und wird ebenso zerplückt wie der verzerrte Engel Distorted Angel Struktur findet, 45 und Country Darkness beeindrucken. Elvis ist außerordentlich gut bei Stimme und verlangt seiner Gitarre und sich Unmögliches ab, außerdem zeigt er sich redselig wie ich das bei ihm lange nicht erlebt habe. Er ist der ‚Delivery Man‘ und er liefert Geschichten, in Wort und Gesang. Dadurch zieht er das Publikum, welches vorher vor lauter Bewunderung nicht aus und ein wusste, auf seine Seite.
Steve Nieve malträtiert seine Tasten so detailversessen manisch wie ein Mechaniker beim Boxenstop in der Formel 1, ordnet schnell sein wallendes Haar, und wütet weiter. Der Rest der Band ist routiniert wie eh und je. Bei Rocking Horse Road gibt Elvis, durch und durch Popakdemiker mit Wild Thing auch gleich seine Quelle an.
Nach einem druckvollen – aber ungewöhnlichen Start – strebt das Konzert unaufhaltsam seinem Höhepunkt entgegen. Überraschend: Ein beinahe schon transzendentes So Like Candy, dann Toledo, Still , Almost Blue. When I Was Cruel No. 2 wirkt ohne das Mina-Sample theatral, die Imposters inszenieren das ganz große Drama für den kleinen Mann im Licht..ein unbezahlbarer Moment. Bei Watchin‘ The Detectives gelingt es einem Fan, die Bühne zu stürmen (da die Securities wohl hauptberuflich Museumswärter sind): Ein sichtlich überraschter Costello lässt ihn einfach mitsingen und drückt ihm die Hand.
Das Konzertfinale bietet unter anderem (What’s So Funny ‚Bout) Peace, Love And Understanding?, You Really Got A Hold On Me – wobei Elvis die Menge zum Mitsingen animiert, Delivery Man und einen Moment, der das Herz still stehen lässt:Alison/Suspicious Minds. Der Zugabenblock beginnt mit Bedlam und dem zugegebenermaßen mutigen
Hurry Down Doomsday, aber selbst den können die Imposters heute nicht in den Sand setzen.
Elvis‘ Gastspiel in Bonn endet mit einer zurückgehaltenen Bandversion von The Scarlet Tide, Elvis verlässt das Mikrophon und verlässt sich nur auf seine Stimme und die erfurchtsvolle Stille, die die leiseste Bewegung seiner heute zu erzeugen vermag. In a certain light he looked like Elvis, in a certain way he feels like Jesus….
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