Re: My Best Of: 70s – reviews only

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pipe-bowl
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Cookie Pusher

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jimmyjazzbitte diese schönen „my best of“-threads nicht wieder zum simplen listenvergleich verkommen lassen

nun denn, ein weiterer Versuch dazu.

meine Top-Ten der 70- er:

01. The Clash – London calling (1979)

Eine Band, die die reine Punk-Attitüde längst hinter sich gelassen hat, ohne die Rebellion gegen das Establishment zu vernachlässigen, mit einem Doppelalbum, das die vielfältigsten Einflüsse aufsaugt und ausgefeilt umgesetzt ist. Reggae-Einflüsse, hier und da swingt es, purer Rock and roll ist auch am Start und der Einfluss von Ray Davies ist auch gelegentlich zu erkennen. Eine gereifte Band mit ihrem stärksten Statement.

02. Led Zeppelin – IV (1971)

Page, Plant, Bonham und Jones auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft. Sehr abwechslungsreiche Arrangements, Plant in teils superber Form, wofür als Beispiele das Duett mit Sandy Denny in „Battle of Evermore“ oder das akustische „Going to California“ dienen mögen. Songs von ungeheurer Dynamik („Black dog“) und extremer Sogkraft („Where the levee breaks“) and above all, jawohl, „Stairway to heaven“. Ausfälle: keine. Für die Band war keine Steigerung auf Albumlänge mehr möglich.

03. Neil Young – After the goldrush (1970)

„Dead man lying by the side of the road with the daylight in his eyes. Don’t let it bring you down, it’s only castles burning.“
Eine Anhäufung von Songjuwelen, die einerseits rauh und schroff, andererseits aber auch sehr melancholisch und wärmend daherkommen. Der kanadische Grantler hat in der ersten Hälfte der 70-er Jahre ohne Zweifel seine stärkste Phase und legt die Meßlatte für die eigene musikalische Zukunft (zu) hoch.

04. John Lennon – Plastic Ono Band (1970)

Das beste Solo-Album eines Beatles. Klar, ehrlich, sparsam und zweifellos auch mit einer Portion Zorn dargeboten, zeigte sich hier jemand, der so viel mehr zu sagen hatte, als es im Korsett der Beatles am Ende möglich war. Und das Album hat mit „Working class hero“ meinen absoluten Lieblingssong aller Zeiten.

05. The Rolling Stones – Exile on Main Street (1972)

Eine anfangs für mich gewöhnungsbedürftige Schwere (zunächst hielt ich es für Unfertigkeit) lag auf diesen Aufnahmen. Dieser Eindrück löste sich jedoch bald und dann brachte das permanente Hören mir ein roughes und auch sehr verschwitztes Soundgemisch zum Vorschein, das mich total in den Bann zog. Es müssen schon sehr außergewöhnliche Sessions seinerzeit in Südfrankreich gewesen sein, die dieses geniale und in seiner Art einmalig subtile Album hervorgebracht haben.

06. T.Rex – Electric warrior (1971)

Das Album, welches ich seit jeher gegen alle Widerstände bereit war zu verteidigen. Es fiel mir nie schwer, die Wandlung des Marc Bolan vom psychedelischen Folk-Hippie zum angehimmelten Superstar des Glamrock als nachvollziehbare Entwicklung mitzugehen. Denn Bolan hat, auch wenn ihm sein Ruhm in späteren Phasen hier und da (1973-1975) den klaren Blick für eine gute Entwicklung vernebelte, seinen Anteil an pophistorischen Entwicklungen und „Electric warrior“ war sein Magnum Opus. „It really doesn’t matter at all ‚cause life’s a gas“.

07. Television – Marquee moon (1977)

Mitten in die sich langsam vergallopierende Punk-Aera platzte dieses Debut-Album und nahm seine (zumeist) gefesselten Zuhörer auf eine gänzlich neuartige Reise mit. Eine Musik voller faszinierender Breaks, Dissonanzen, aber auch direkt daraus mündenden wunderbar melodischen Themen. Die Gitarrenarbeit von Verlaine und Lloyd auf diesem Album als genial zu bezeichnen, bedarf es keiner Übertreibung. Die Rockmusik ging mit diesem Album ein gutes Stück voran.

08. Neil Young – Tonight’s the night (1975)

Depressionsbewältigung auf einem der beeindruckendsten Alben des Neil Young. Whitten und Berry hatte es dahingerafft und Young bekam den Blues. Definitv kein „Easy listening“, aber allemal nicht weniger als ergreifend. Als Höhepunkt des eigentlich durchgehend famosen Albums mache ich den Titelsong, „Speakin‘ out“, „Mellow my mind“ und „Tired eyes“ aus, die mithin auch zu Young’s besten Kompositionen überhaupt zählen.

09. The Clash – The Clash (1977)

Das unverzichtbare Album der frühen Punk-Geschichte. Rasend schnell, die Wut ist spürbar und die Sex Pistols hatten ihre Meister gefunden. The Clash erreichten mit ihrer Musik und ihren Texten so viel mehr für die Jugend und gegen die Verdrossenheit als andere Punk-Bands.

10. Graham Parker – Howlin‘ wind (1976)

Graham Parker stieg aus der Pubrock-Szene Londons hervor zu einem veritablen Songwriter und Sänger, der im R&B, Soul, Bluesrock und in balladesken Songs zu Hause war. Unterstützt von der excellenten Begleit-Band, den Rumours, und produziert von Nick Lowe bringt er die Songs auf seinem Debutalbum mit soviel Hingabe und Leidenschaft, dass es eine wahre Pracht ist. Songs wie „White honey“, „Gypsy blood“ und „Don’t ask me questions“ sind Klassiker.

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