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1976 – musikalisch das wohl wichtigste Jahr in meinem Leben. Und auch privat irgendwie.
Ja, wie fühlt man sich als 16-jähriger. Aufgewachsen in Bayern, sehr offenes, freies Elternhaus, umgeben von Musik schon von Kindheit an.
Auch wenns in der Kindheit der Radio war, und die Platten der Eltern,
Valente und Torriani, Musik war allgegenwärtig.
Schon früh dann in dern wöchentlichen Hits der Woche gemerkt, dass die „englische“ Musik mehr gefällt als die Schlager.
Ausschlaggebend dann „Travellin Band“ von CCR.
Die erste Band, wo ich mich als Fan bezeichnete. Mit 10.
Gymnasium eingeschult, dann hörte man von den „Älteren“ plötzlich so Sachen wie Pink Floyd, Jethro Tull etc.
Alles großartig. Ja, war alles schön.
Aber irgendwie hab ich was anderes gesucht.
So allmählich kam 1976, gerade vom Gymnasim geschasst und auf die Realschule gegangen, unzufrieden.
Gemerkt, dass ich irgendwie auch anders bin, dass ich nicht in die Mädels verknallt bin, wie meine Schulfreunde. Nein, ich war in meine Schulfreunde verknallt. Scheiße, sowas, mit 16. In Bayern.
Naja, dann Fänger im Roggen gelesen (ich weiß, klischeemäßig, aber es war halt so)
Da hat sich in mir irgendwas getan. Klar, konnte mich nicht outen, damals leider noch nicht. Aber irgendwie merkte ich, eigentlich scheiß egal, wenn du anders bist als die anderen.
Aber, was erzähl ich jetzt, soll ja um die Musik gehen.
Aber, das kam dann auch.
Ein Freund brachte plötzlich Horses von Patti Smith mit.
Da saß ich nur noch da, dachte, das kanns doch nicht geben. Was ist das.
Gloria, Rodondo Beach…Free Money.
Ich war von den Socken.
Plötzlich ne Musik, völlig anders als all das, was ich bisher hörte. Völlig weg vom Pink Floyd, ELP, Genesis Bombast (mag diese Bands noch immer, nicht dass das falsch verstanden wird), aber damals war das so neu, sowas anderes plötzlich. Endlich wieder anspruchsvolle, aber trotzdem einfache Musik. Und diese Stimme von Patti.
Bei Kimberly sind mein Kumpel und ich wie blöd durchs Zimmer gesprungen. Ja, das wars!!!
Dann kam „Land“….Und ich wusste nicht, was jetzt um mich geschieht.
Wir haben diesen Song an dem Abend glaub ich 10 mal aufgelegt.
Sind wir irre rumgehüpft, haben mitgesungen, haben geschrien, haben geheult.
Dieser Song war für uns die Offenbarung.
Plötzlich lagen wir zwei 16 jährigen uns in den Armen und haben gemerkt, dass wir beide was füreinander empfinden, was wir uns so nie hätten zugestanden, nicht uns getraut hätten zu sagen. Ja, er war dann mein erster Freund damals.
Gott, wie schade, dass wir das damals so verheimlichen mussten.
Aber es war wunderschön.
Und Patti hat uns dazu verholfen.
Daher ist die „Horses“ für mich die eigentlich wichtigste Platte für mich aus den 70-igern.
Naja, im selben Jahr kam dann natürlich „Zappas‘ „Zoot Allures“, die war insofern wichtig, weils meine Liebe zu Zappa geweckt hat.
Aber, trotzdem, ganz entscheidend für mich war „Horses“ von „Patti Smith“
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102