Re: Bruce Springsteen

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bullschuetzIch hab gelitten, als BITU rauskam. Die alten Platten hatte ich fast kaputtgehört, dieses Überbordende, Strudelnde, Überdrehte, ich konnte davon nicht genug kriegen, die Dynamik, alles schien möglich auf diesen Dingern. Vor allem auf „The Wild …“ – das Westside-Story-Flair, die Streuner-Romantik, nächtliche Jazz-Tupfer, vom Strand her weht ein Akkordionklang rüber und von der Straßenecke Soul im Latin-Fieber, und diese unsterblichen Strizzi-Schlawiner-Zeilen – ein Stromer, der alle Register zieht: „Love me tonight, for I may never see you again … love me tonight and I promise I’ll love you forever.“ Ich hab‘s geliebt.

Aber all diese Platten hörte ich erstmals nachträglich, lange nach ihrem Erscheinen. Ich hatte mal wieder das Gefühl, dass das Beste vor meiner Zeit passiert war. Die erste, die ich mir gleich nach Veröffentlichung kaufte, die erste, an der ich im Hier und Jetzt teilhatte, die erste, bei der ich spürte, es passiert und ich bin dabei, war Nebraska – und zunächst ernsthaft enttäuschend.

Nun gut, ich lernte die Scheibe zu schätzen (heute ist sie eine meiner liebsten von Springsteen) – als allerdings die ersten Gerüchte durchdrangen, dass eine neue rauskomme, wieder mit voller Band, war ich elektrisiert: Jetzt aber, endlich, eine „echte“ Springsteen, und ich bin dabei …

Nach dem ersten Hören war ich fast deprimiert. Das war alles so dermaßen am Anschlag, alles nur Wums, statt Laut/Leise, statt Dynamik alles komprimiert auf hohem Level, so unsubtil, und die Stimme, die früher alle Nuancen ausgelotet hatte bis zum Flüstern, Brechen, Verstummen … ach herrje.

Ich kann die Platte heute gelten lassen. Aber Springsteen bis einschließlich „Nebraska“, das bleibt bei mir Liebe – für alles danach empfinde ich mal wohlwollendes, mal distanziertes Interesse.

Schöner Text!
Ja, das Akkordeon liebe ich auch und „Sandy…“ ist einer der schönsten Songs von Springsteen.

Ich bin mit „Tunnel of Love“ eingestiegen! Und erinnere mich an eine Überschrift in der „Bravo“ kurz vor VÖ: „Der Boss – verschollen im „Tunnel of Love“. ;-)

Dann kamen „Human Touch“, „Lucky Town“. Die hatte ich mir in der Videothek ausgeliehen (!!!), doch nie gekauft. Mein Bruder holte sich dann „Ghost of Tom Joad“, für mich auch enttäuschend damals. Mit der Box „Tracks“ gings zum Glück wieder steil aufwärts. Und dann endlich die Reunion mit dem ersten Konzert in Zürich, Wahnsinn! Diese Live Power hat mich umgehauen! Und dann kam „The Rising“. Für mich ein sehr gutes Springsteen Werk, das man nicht einfach als 9/11 Album abtun sollte! Und selbst wenn es ein 9/11 Album sein sollte, ist dies ja, für sich.genommen, noch kein Kritikpunkt. Ich hab‘ das Album damals geliebt und tue es auch heute noch (etwas abgeschwächter)!

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