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bullschuetzDanke zunächst, Anita, für Deine interessanten Ausführungen – an dieser Stelle aber teile ich Deine Überzeugung nicht. Ich kann’s natürlich nicht wirklich beurteilen, aber ich habe da meine Zweifel. Weder Springsteen noch all seine Berater und Geschäftspartner um ihn her waren damals doch Naivlinge, die nicht wussten, wie Vergröberungen funktionieren und welche Eigendynamiken es bei der medialen Wahrnehmung und der Rezeption von Popmusik gibt.
Die Umarbeitung von BITU gegenüber der Tracks-Version ist derart radikal, derart entschlossen, dass ich eigentlich nur folgern kann: Er WOLLTE die patriotismusskeptische Tendenz des Textes brechen (und er MUSS doch gewusst haben, dass in einem Popsong der Refrain mehr zählt als die Strophe, erst recht, wenn die ganze bühnentheatralische und brachialmusikalische Inszenierung wie die Faust aufs Auge zum Refrain passt).
Springsteens Inszenierungsstil änderte sich in dieser Zeit ja ebenfalls radikal – weg von Straßenköter- und Outsider-Image (mal mit Käppi, mal mit Pudelmütze, mal im Anzug), hin zu sowas wie einer All-American-Superhero-Optik, Stirnband, Muskelshirt, dicke Oberarme. Da arbeitete er nicht subtil, sondern sehr entschlossen die Möglichkeiten der Vergröberung nutzend. Und soll ihm echt nicht klar gewesen sein, dass er damit ikonografisch an die Rambo-Optik anschloss?
Es war auch eine bewusste Entscheidung damals, die langjährige Abneigung gegen das Format „Stadionkonzert“ aufzugeben. Sprich: Springsteen bürstete seine ganze Performance auf plakativ.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles total „naiv“, intuitiv geschah. Gut, er war wohl dann wirklich entgeistert und konsterniert, als die reaktionäre Vereinnahmung durch Reagan einsetzte. Aber sollte er echt nicht gewusst haben, welche Geister er da rief? Soll weder Landau noch Leuten wie Yetnikoff bei CBS bewusst gewesen sein, dass es da derartige Vereinnahmungsmöglichkeiten geben würde? Das waren doch alles komplett ausgefuchste Showbiz-Fexe.
Sehr guter Einwurf.
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