Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Solokünstler › Bruce Springsteen › Re: Bruce Springsteen
Natürlich ist BITU vom Text her kein Hurra-Patriotismus – und natürlich ist bei einem Popsong der Text nie alles und oft nicht das wichtigste. Die musikalische Inszenierung – diese trotzige Wucht, dieses Hymnenhafte, auf Überwältigung Setzende – lud zum Missverstehen förmlich ein, beziehungsweise: Sie sandte eine vollkommen andere Botschaft aus als der Text (und dass Springsteen das ursprüngliche, auf „Tracks“ dokumentierte, gespenstische und den düsteren Text nicht konterkarierende, sondern betonende Arrangement verwarf, ist bstimmt kein Zufall – hier zeigt sich doch, wie sehr er Herr der verschiedenen Inszenierungsmöglichkeiten war). In gewisser Weise war bei der Albumversion doch der Text bloß das „Kleingedruckte“ und diese ganze fanfarenhafte Inszenierung sowas wie die „Schlagzeile“. Ich war 1985 in München beim Konzert, und da ließ sich dieses „Missverstehen“ zehntausendfach besichtigen – die gereckten Fäuste, all die US-Fahnen im Publikum, dieses allgegenwärtige „Wir gegen den Rest der Welt“-, dieses „Wir Amerikaner halten zusammen“-Gefühl. Und Springsteen befeuerte es mit seinem Bühnen-Gehabe, seinen Anabolika-Posen, seinem Ich-bin-ein-ehrlicher-amerikanischer-Arbeiter-wie-ihr-Auftreten. Insofern: BITU hat damals massiv geschillert – das kann man künstlerisch durchaus interessant finden, die Anschlussfähigkeit von Kunst für verschiedene Deutungen ist ja immer was Spannendes. Aber „eindeutig“ war das jedenfalls nicht. Insofern stimme ich dem hier zu:
LattenschussIch glaube schon, dass die Verantwortlichen mit „Born in the USA„sehr genau auf einen gewissen Markt gezielt haben. Sonst hat man in diesem weiten Land keinen riesigen Erfolg. Man wollte mit Album & Cover genau die weiße US-Mitte erreichen. Mit einer gewissen Kaufkraft versehen und politisch nicht ganz eindeutig gepolt. Am Ende schlägt das dann in beide Richtungen dieser Mitte aus. Das hat man bewusst in Kauf genommen.
Dass das Album kommerziell kalkuliert auf die ganz große Marktdurchdringung setzte, ist doch gut dokumentiert. Deshalb landete ja auch „Dancing in the dark“ darauf, quasi als Sprinsteensche Auftragsarbeit für Landau, der noch einen ganz dicken Crossover-Klopfer einforderte. Und ein in Text und Musik eindeutig düsteres, fast zynisches BITU hätte da nicht draufgepasst.
--