Re: Bruce Springsteen

#319695  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

Danke, Werner, sehr interessant! Dass da eine ganz unmittelbare Beziehung zwischen Springsteens Texten und den Leben seiner Hörer sein könnte, ist mir ansatzweise gedämmert bei der Szene im Film „Copland“: Der Provinzpolizist (gespielt von Sylvester Stallone) hört die Darkness-Platte.

Aber so konkret, wie Du das erklärst, ist mir das nicht klar gewesen. Wir neigen hierzulande in der Tat dazu, Worte wie Straße, Reise, Aufbruch immer gleich (und nur) metaphorisch zu lesen – Straße des Lebens, innere Reise, Aufbruch zu neuen Perspektiven. Natürlich schwingt all das bei Springsteen auch mit – es hat aber daneben (und womöglich zuerst) eine ganz wörtliche Bedeutung.

Die USA sind ein weites Land, die Menschen dort sind traditionell viel mobiler als wir hier – diese Ebene der Konkretion bleibt vielen deutschen Hörern vermutlich verschlossen.

Aber es gibt eben auch die andere Ebene – all das lässt sich überhöht verstehen, es ist hochmetaphorisch aufgeladen, ohne unverständlich zu sein. Es sind klare, grundlegende, universal eingängige Bilder, oft hart an der Kitschgrenze (die Überstrapazierung der Wörter car und street haben Kritiker ja schon Anfang der 80er bespöttelt). Und darin liegt wohl einer der Gründe, weshalb auch hier bei uns so viele mit Springsteens Musik etwas anzufangen wissen.

--