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Final Fantasy (Owen Pallett)
Arcade Fire
Die Berichte, die man bisher über Live-Auftritte von Arcade Fire gelesen hat, bauten ja schon eine kaum einzulösende Erwartungshaltung auf. Entsprechend dicht gedrängt stand man dann gestern im nahezu ausverkauften Hamburger Knust.
Eröffnet wurde der Abend von Owen Pallett, aka „Final Fantasy“, einem 23jährigen, smarten Violinisten aus Toronto, der auch bei den Studio-Aufnahmen von Arcade Fire und den Hidden Cameras mitwirkte. Sein Auftritt hat starke Ähnlichkeiten mit der Solo-Performance von Andrew Bird. Er spielt Motive kurz an, samplet sie live und schichtet so zwischen 2 und 4 Spuren aufeinander. Darüber singt er dann, bzw. spielt die Melodielinie. Man merkt seinem Spiel einen klassischen Background an, der aber mit vielen unkonventionellen Mitteln gebrochen wird. Auf „This is the Dream …“ nimmt er z.B. ein rythmisches Schlagen der Seiten auf, und lässt diesen Loop dann fortwährend rückwärts laufen, um darüber eine verführische Melodie zu spielen. Als dann auch noch für einen Song drei Mitglieder von Arcade Fire als perkussive Unterstützung auf die Bühne kamen, ahnte man, was für ein Riesenpotential in dem Typen steckt, wenn er denn auch noch eine Band zur Seite hätte. Neben Andrew Bird drängt sich da auch noch ein Vergleich auf: Patrick Wolf, und da das Final Fantasy Debüt-Album im Juni auf Tomlab erscheint, leben sie ja nun auch label-mäßig in bester Nachbarschaft.
Und dann kamen sie: Arcade Fire! Acht Leute, darunter auch wieder Owen Pallett, die sich alle nicht besonders an ein bestimmtes Instrument gebunden fühlten. Munterer Instrumententausch und Positionswechsel zwischen den Songs. Heiliges Chaos.
Es ging gleich los mit „Neighbourhood“ und dann kamen fast alle Sachen von „Funeral“ plus drei, vier ältere Stücke. Ja und was soll man drumrum reden, es war großartig. Natürlich ist das keine Band für Leute, die auf einen tollen Sound, auf perfektes Spiel und ausgefeiltes Songwriting Wert legen. Im Gegenteil, wer da unter die Motorhaube schaut, wird sehen, das da alles aus Ersatzteilen und zweckfremden Sachen zusammengeschraubt wurde. Und trotzdem fährts schneller als alles andere. Es ist dieses naive Brennen für Musik, diese Extase, der Spass und die Unkonventionalität, die diese Band so mitreissend macht. Natürlich wäre es schön, wenn der Sänger auch wirklich etwas besser singen könnte, aber andererseits wäre dann schon wieder zu befürchten, dass dann das Bild nicht mehr stimmig wäre. Auf mich wirkte das wie Noise-Folk. Oft war es einfach eine Wand, aus der man schwerlich noch einzelne Instrumente herausfiltern konnte, aber die Energie, die konnte man spüren. Durch irgendein herumgeworfenes Instrument wurde dann sogar mal für einen halben Song lang die Sicherung der Lichtanlage gekappt, was aber kein Problem war. Eine schnell herbeigeholte Pultlampe tat auch ihren Dienst und weiter gings. Der Herr im grauen Anzug bestach durch ganz besonders agiles Bühnenverhalten, er kletterte an den Seitensäulen der Bühne hoch, benutzte irgendwie alles um sich herum befindliche als Schlagwerk und explodierte oft förmlich. Das war alle nicht gespielt, sondern wirkte wie pubertärer Überschwang, auch wenn er aus dem Alter nun wirklich raus war. Und diese Ausgelassenheit springt über. Was kann man besseres von einem Abend sagen?
Final Fantasy: Homepage (leider recht wenig Infos)
Please Please Please (MP3)
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Wake up! It`s t-shirt weather.