Re: Pressemappe

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metzger

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otisMetzger, darum geht es doch im Grunde nicht. Die Zeichnungen sind Monate alt, jetzt regt man sich auf. Man sucht von dort doch die Distanz, den Streit, (siehe auch der Iran mit dem Atomprogramm).
Bestenfalls ließe sich das alles als fundamentalistische Angst und letztes Aufbäumen vor einer endgültigen Säkularisierung und Demokratisierung in diesen Staaten deuten (ähnlich dem Heraufbeschwören außenpolitischer Krisen, um innenpolitisch zu befrieden, wie man es aus der Geschichte so häufig kennt), schlimmstenfalls als den Beginn eines weltweiten „Krieges“ des Islam gegen die USA und den Rest der Welt, vordergründig basierend auf Religion, hintergründig aber auf Machtstreben, Wirtschaftsstärke etc.

Natürlich sind die Zeichnungen älteren Datums.
Außerhalb Dänemarks wurde das Problem erst brisant, als der direkte Protest muslimischer dänischer Verbände vor Ort (und direkt nach der Veröffentlichung) nichts einbrachte und diese daraufhin mit Ihrem Protest in arabische Länder gingen.
Die zeitliche Abfolge ändert jedoch nichts an der Grundproblematik, da die Intention der Zeitung die provozierende Verhöhnung war.

Ich weiß nicht ob Deine weitere Einschätzung unbedingt zutreffend. Ich für meinen Teil glaube, dass wir versuchen die arabische Welt mit unseren westlichen Maßstäben zu messen, und unsere Vorstellungen und Anschauungen auf die dortige Bevölkerung zu projizieren.
Ich frage mich ob der hier vermutete Wunsch nach Demokratisierung und Säkularisierung wirklich die Motivation der Bevölkerung in muslimischen Staaten ist.
Vielmehr gehe ich davon aus, dass unser Unverständnis für die muslimische Welt, die größte Gefahr ist.

Ich habe, nachdem ich die Zeichnungen das erste Mal sah, im Übrigen direkt an die im Mittelalter übliche Darstellung der „Judensau“ (in diversen deutschen Gotteshäusern auch heute noch zu betrachten) gedacht.

Ach ja, und zum Iran habe ich gleichfalls eine etwas differenziertere Meinung, dies auszuführen fehlt mir die Zeit.

Ich muss jetzt schließlich zum Millerntor laufen …

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Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.