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Die Erwartungen an die 1999 von BAP veröffentlichte LP „Comics & Pin-Ups“ ( Das Jubiläums-Album ( ! ) ) waren durch ihre Vorgänger „Pik Sibbe“ und vor allem „Amerika“ hoch gesteckt. Leider konnte die Gruppe diese Erwartungen mit dem neuen Werk diese Erwartungen nicht einmal ansatzweise erfüllen. Insgesamt entstand die Platte allerdings auch unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen, da die schon lange brodelnden Querelen in der Band darin gipfelten, dass Klaus Heuser, Alexander Büchel und Hans Wollrah kurz vor Veröffentlichung der Platte ihren Ausstieg ankündigten. Dass bereits während der Aufnahmen der Haussegen mehr als schief hing, sich die „kölschen Glimmer-Twins“ zumindest in Bezug auf BAP nichts mehr zu sagen hatten, hört man der Platte leider Track für Track schmerzhaft an. Meist belanglose Melodien, ideenarme Arrangements, Niedecken´s eher unmotivierter, ja, fast lustloser Vortrag kaum Interesse weckender Lieder zeichnen ein trauriges Abbild des Band-Status Quo. Erinnerungen an bessere Tage werden höchstens bei „Lena“ und „Du kappiers et nit“ wach. Versteht man „Miss Samantha´s Exclusiv-Discount-Jeschenkboutik“ als Reminiszenz an die Urzeit der Band, als Quasi-Fortsetzung von „Ruut-Wieß-Blau querjestriefte Frau“ des tingelnden „Südstadt-Dylan“, kann zwar ein wehmütiges Lächeln über das Gesicht des Hörers huschen, aber auch das kann die Platte nicht aus dem Sumpf des insgesamt schlechten Eindrucks herausreißen. Schade, dass die „Major-Ära“ dieser Band derart traurig zu Ende gehen musste. Gnädige **
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WerbungUnd wieder liefern BAP in Sachen Covergestaltung eine sehr geschmackvolle Arbeit ab. Hinten drauf findet man hinter den einzelnen Songs jede Menge Zeichen und Kreuze und Haken und alles. Was früher also Heuser/Niedecken hieß, ist musikalisch eine Bandarbeit geworden.
Es stimmt, die Erwartung an diesem Album war auch bei mir hoch, denn mit dem vielgelobten „Amerika“-Album waren BAP eigentlich wieder bei sich selbst angekommen oder zumindest bei mir. Der zentrale Song, der die Stimmung des gesamten Albums am besten wieder gibt ist für mich „Wieder su ’ne Sonndachmorje“. Diese sonnige oder regnerische Langeweile nach dem Samstag. Die Rekonvaleszenz des Tags davor, dem überschäumenden, überbordenden Leben. Katerstimmung, Sehnsucht, Hoffnung, der ganze alte Kram, den man in so einen Vormittag packen kann.
Natürlich ist es schlimm, wenn eine Band von sich selbst singt und dabei auch noch in Melodien verfällt, die man sonst den Höhnern zugestehen könnte („Hück is sing Band in der Stadt“). Beim Opener „Wat jeht uns die Sinnflut ahn?“ frage ich mich das auch, abgesichts des abgedroschenen Vortrags. Ein Füllhorn der Tristesse und Einfallslosigkeit, gepaart mit „jetzt-wollen-wir-denen-mal-zeigen-was-echter-Schjweinerock-ist“-Attitüde. Der Song allein machte es mir immer schwer einen Einstieg in das Album zu finden. Trotzdem höre ich es immer mal wieder gern und skippe auch nichts, denn wie eingangs erwähnt, kommt es ja auf die Grundstimmung an. „Lena“ ist wohl das erotischste und schwülste Lied, das die Band je geschrieben und aufgenommen hat. Der nächste Höhepunkt ist dann erst wieder „Ahnunfürsich“, das ich mir oft anhören musste, bis es geschnackelt hat. Die beiden letztgenannten sind in aufgefrischter Form auch auf dem aktuellen Album enthalten. Bezeichnend.
Das angesprochene „Wieder su ’ne Sonndachmorje“ hat eben diese Momente in BAP-Songs, wo die Luft plötzlich anders riecht und der Himmel sich verändert, weil die Musik einen im Kopf Bilder malen lässt. „Für ’ne Moment“ ist als Song eigentlich verzichtbar, da es ja schon eine schlimme FC-Version des Liedes gab („FC, jeff Jas“), aber es ist mal wieder einer dieser Köln-Songs. Die Verbundenheit, mit der Niedecken seine Stadt – nicht nur hier – beschreibt ist stets kritisch aber dabei liebevoll. Das wollte ich schon längst mal schreiben. „Josephine, sechs Uhr“ gelingt nicht ganz das passende Biker-Bild, ragt aber musikalisch heraus, da es einfach losgeht, wo es losgehen muss und fertig. „Du kapiers et nit“, „Allerletzte Chance“ und „Besser wöhr et schon“ sind für mich allesamt Wischi-Waschi-Nummern, ohne die das Album einen insgesamt homogeneren Anstrich bekommen hätte. Aber unterm Strich mag ich es und unterm Strich gebe ich ***1/2--
Das fiel mir ein als ich ausstieg. -
Schlagwörter: BAP
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