Re: Bruce Springsteen

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sokrates
Bound By Beauty

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Saffer38ah, ich glaube, wir kreisen das Problem langsam ein! ;-))

Glaube ich auch. ;-)

Saffer382 Sachen fallen mir auf:

kann es sein, dass es nicht so sehr die Produktion von Btr an sich ist, sondern eher die Art und Weise (bzw. mit welchen technischen Möglichkeiten in den 70ern produziert wurde, z.B. nur 3-Band, bzw. 6-Band-EQ damals vorhanden! Außerdem wurde damals ja noch auf 2-Zoll-Band aufgenommen, also rein analog und damit kommt es zu Frequenzverschiebungen bzw. Übersprechungen, die die einen (ich, WD ;-)) geil finden, andere halt nicht so, vielleicht isses das, was ihr als muffig empfindet?

Gerne möglich. Es hat seitdem gigantischen technischen Fortschritt gegeben, aber auch Moden: Der Fortschritt hat zu dramatischen Verbesserungen geführt (in der Dynamik, aber auch in der Begrenzung von Übersprechen), und wenn du dir eine Platte von ELO aus den Siebzigern anhörst, weißt du, was ich mit Mode meine. Hmm . . . vielleicht ist es das, was du Sounddesign nennst. ;-)

Ich erinnere mich an ein Interview mit Jeff Porcaro, in dem er berichtete, dass für „Turn Back“ unter sein Snareschlagfell ein Tuch (!) miteingepannt wurde – hat natürlich jeden Klang abgewürgt. Für mich eine Vergewaltigung, ein Instrument muss klingen, das ist sein Zweck und seine Bestimmung.

Saffer38Das andere ist der Unterschied zw. Enginering und Produzieren (ein ganz großer, kenn mich da etwas aus!!)

Der ist bekannt, aber gleichzeitig gehen ja beide Hand in Hand, denn beim Engineering muss ja umgesetzt werden, was für die Produktion geplant ist.

Saffer38Die Argumente für die von Dir genannten Produktionen klingen eher nach einem sauberen, transparenten Engineering, dass heute – gerade bei Mainstream-Sachen – mehr geschätzt wird, als eine echte, individuelle Produktion; deswegen klingen die von Dir genannten Sachen auch alle relativ gleich, vielleicht bis auf Rubin, der gerade in den unteren Parametern einige echt abgedrehte Sachen macht (z.B. mit künstlichen Phasendrehern, Bassfrequenzen aufblasen etc.) – was mir jedoch mehr gefällt (ok, kommt immer auf das genre an) sind halt richtige Produktionen, wo man sich wirklich mit einem ganz bestimmten Sounddesign (neudeutsch) auseinandersetzt.

Ich seh mich als Naturalist. Die liebsten Gitarristen sind mir die etwa mit Les Paul und Humbucker (oder auch Tele, was den Boss angeht), rein in den Marshall, Vorstufe auf, und los geht’s, ohne riesige Effektracks. Das klingt nach meiner langjährigen Proberaum- und Liveerfahrung am besten. Gegenbeweis: Habe neulich die Band Amplifier gesehen, und so soviele Effekte, wie der Gitarrist benutzt, so schlecht klingt es auch – da ist vom Ton seiner SG wirklich nichts mehr geblieben. Oder der Sound von Richie Sambora – überzeugt mich nicht im Geringsten. Ich liebe den Klang von Musikinstrumenten, und von daher hab ich es gern, wenn er so originalgetreu wie möglich wiederzuerkennen ist – sie wurden nicht ohne Grund so gebaut wie sie es sind: Warum verfremden?

Die Individualität zeigt sich für mich im Spiel auf dem Instrument, in der Komposition, im Arrangement und in der Interpretation – und gerade hier hat BtR doch viel zu bieten. Ich glaube, die Platte wäre mit einem anderen Sounddesign noch stärker, gebe aber zu, dass das hypothetisch ist.

Saffer38 So und für Born to run war halt auch ein ganz bestimmtes Soundbild von vorneherein konzipiert, das nur so im Studio geplant war! Natürlich brummen die Gitarren beim Titelsong nuicht wirklich wie Gitarren, aber das war der Plan! Jedes Instrument mit mehreren Spuren zu verdichten mit anderen Multitracks noch zu vermischen, so daß am Ende EIN Sound für die Songs geschaffen wurde, der trotzdem noch nach einer Rockband klingen sollte…und ich finde, det hamse wunderbar hingekriegt!

Wenn das der Plan war, fein! Dann kann und muss ich nur sagen: Schade, und dass ich mir ein, nun ja, natürlicheres, weniger designtes Klangbild gewünscht hätte. Habe wie gesagt angenommen, dass in den Siebzigern zahlreiche Experimente – auch unter Drogen – durchgeführt wurden, von denen aus heutiger Sicht etliche in die Hose gingen, und die man nicht mehr so machen würde.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams