Re: John Lennon

#289203  | PERMALINK | Zitieren

der-hofacker

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songbirdVollendet, nicht geschrieben. Den Einfluss von „Rock Lobster“ kann ich nicht feststellen. Tatsache ist, dass das Album ziemlich antiquiert klingt und damals zu Recht lauwarme Kritiken erhielt. Man hat sich erfreut gezeigt, dass Lennon wieder Musik macht, das war es auch schon. „Starting Over“ und „Woman“ bspw. sind heute aufgrund seines tragischen Todes kaum objektiv bewertbar und völlig verklärt, erstgenanntes Stück hört sich für mich wie ein weiterer misslungener Versuch an, gesanglich Vorbildern aus den 50ern nachzueifern. Natürlich musste man 1980 keinen Punk und New Wave gehört haben, gerade bei Lennon hätte ich mir aber gedacht, dass ihn diese Musik hätte inspirieren können. DF klingt für mich so, wie Lennon damals auf den Bildern aussieht: Müde und ausgelaugt.

Lennon hat „Rock Lobster“ in einem Interview selbst als Initialzündung genannt und zwar, weil ihn der Gesang an den seiner Gattin erinnerte (ein Schelm, wer Böses dabei denkt).
Ansonsten: Ja und? 1. gibt es tausende Songs, die Jahre vor ihrer Veröffentlichung entstanden sind. 2. kommt es darauf an, was der Künstler zum Zeitpunkt der VÖ daraus macht. 3. müssen sie nicht allen gefallen (das gilt auch für Imagine, Give Peace A Chance und selbst All You Need is Love).
Wo also ist das Problem?
Richtig ist, dass die Platte damals lauwarme Kritiken bekam, was aber keinen Qualitätsmaßstab darstellt, schon gar nicht aus heutiger Sicht. Und richtig ist sicher auch, dass sein Tod Songs wie Starting Over bis heute eine zusätzliche Note gab, die er natürlich nicht beabsichtigt hatte.
Was mich wundert ist, dass einige John offenbar bis heute krumm nehmen, dass er sich nicht (musikalisch) in die vorderste Reihe zu Joe Strummer, Johnny Rotten und Patti Smith gestellt hat. Warum sollte er? Er hat doch ohnehin nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm die Musik der 50er Jahre näher als alles andere war. Handwerklich war das alles makellos, ob es allerdings die Musik war, die manche von John Lennon 1980 erwartet haben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich finde es im Übrigen auch sehr gewagt, das Werk eines Künstlers an den Erwartungshaltungen des Publikums zu messen. Was nicht heißt, dass Enttäuschung beim Hörer nicht legitim wäre.

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