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nic h gerade im moment aber heute nacht vor ein paar stunden kam ein ziemlich verstörender film
ein japanischer film namend 2 mal jungfrau (1969)
über ein suizidales verwaltungsopfer und einem mordlustigen studenten
er wird übrigens am 22.7 um 3 uhr wiederholt auf arte
arte review
:Zwei Mal Jungfrau“ ist ein Kultfilm aus den 60er Jahren, der auf radikale Weise die Probleme einer Generation japanischer Jugendlicher aufgreift. Mit seinem Film eröffnet Regisseur Koji Wakamatsu den geheimen Blick auf eine grausame Szenerie, die sich unter freiem Himmel, auf dem Dach eines Hochhauses abspielt. Zugleich führt Wakamatsu auf sanfte Weise in das Innere zweier Menschenseelen hinein und beleuchtet die Verfassung einer Jugend, die an ihr Jugend-Dasein ausgeliefert scheint, von innen heraus.
„Zwei Mal Jungfrau“, in nur vier Tagen an einem einzigen Schauplatz gedreht, besticht insbesondere durch seine nihilistisch-poetische Bildersprache. Zwischen Melancholie und Halluzination, zwischen Blues, Free Jazz und psychedelischer Rockmusik sowie zwischen einfühlsam dargestellten Gefühlsszenen und brutalen Gewalt- und Sexorgien strahlt der Film eine emotional tief berührende und zugleich höchst destruktive Energie aus.
Koji Wakamatsu gilt als einer der Hauptvertreter des japanischen Undergroundkinos und mittlerweile als einer der größten japanischen Filmemacher seiner Zeit. Unter dem Schutzschild seiner 1965 gegründeten eigenen Produktionsfirma hat Wakamatsu in den 60er Jahren experimentell arbeiten und eine große Anzahl an Filmen realisieren können, ganz nach seinem Geschmack: Unter Verwendung der Codes des „Pink Cinema“ – auch bekannt unter dem Begriff „Japanese Sexploitation“ – revolutionierte der extrem-linke Regisseur das japanische Kino, indem er seine höchst sozialkritischen Themen in neuer Form, unter Vermischung von Sex und Gewalt, filmisch auszudrücken vermochte. Das umfangreiche Werk Wakamatsus lässt sich somit beschreiben als eine detonierende Mischung aus Exploitationsfilm, politischem Kino sowie dem Avant-Garde-Film unter Einbeziehung subversiver, politischer Botschaften und einer der Nouvelle Vague ähnlichen Ästhetik.
In „Zwei Mal Jungfrau“ thematisiert Koji Wakamatsu die gesellschaftlichen Abgründe sowie daraus entstehende Identitätskrisen und tritt zugleich für eine von Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung gezeichnete Jugend ein.
Ein junges Mädchen wird auf dem Dach eines Hochhauses von einer Gruppe krimineller Jugendlicher vergewaltigt. Ein junger Mann beobachtet das grausame Geschehen, scheinbar machtlos, aus der Distanz heraus. Am nächsten Morgen findet sich das Mädchen, noch immer lebendig, an der gleichen Stelle des Häuserdaches sowie an der Seite des jungen Mannes wieder. Sie sind allein und schließen Freundschaft. So kommt es, dass die Vergewaltigte und der Voyeur viele Gemeinsamkeiten entdecken …
Es ist Nacht: Mehrere Studenten schleppen eine junge Frau mit Gewalt auf das Dach eines Hochhauses, um sie zu vergewaltigen. Ebenfalls anwesend ist ein junger Student außerhalb der Gruppe, der passiv an dem Missbrauch teilnimmt, indem er lediglich zuschaut.
Am nächsten Morgen befinden sich nur noch zwei Personen auf dem Dach, der Voyeur und das Opfer. Beide haben etwas gemeinsam: Sie fühlen sich als Opfer der Gesellschaft, haben keinerlei Interesse mehr an ihrem nutzlosen Leben und suchen einen Ausweg. Die junge Frau will sterben und sie verlangt von dem jungen Mann auf dem Dach, ihr Henker zu werden. Dieser spürt die Verzweiflung und das Unglück des vergewaltigten Mädchens und kann sich gleichwohl mit dessen Zustand identifizieren. Zugleich wird er sich des seiner Lethargie entsprungenen Fehlverhaltens bewusst. Die beiden Jugendlichen beschließen, Freunde zu werden, und planen, ihrer beider Leben zu beenden, das für sie allein aus Hoffnungslosigkeit und Demütigung besteht.
Als das Mädchen auf dem Dach erwacht, zeigt sie sich überrascht, beinahe enttäuscht, die Vergewaltigung überlebt zu haben. Doch dieser grausame Akt sexueller Gewalt scheint bei ihr nichts bewirkt zu haben, befindet sie sich doch noch immer in einem selbstmordgefährdeten Zustand. Schon lange hat sie aufgegeben zu kämpfen, aufgehört zu schreien, so auch während des Missbrauchs. Denn ihren Peinigern fühlte sie sich ebenso machtlos ausgesetzt wie ihrem sinnlosen Leben. Und niemand würde sie retten können, niemand würde sie hören. So fühlt sich die junge Frau zum zweiten Mal wie eine „Jungfrau“: Der Missbrauch hat keine Veränderung mit sich gebracht, sondern lediglich ihre Verzweiflung verstärkt.
In der Nacht kehren die Vergewaltiger auf das Dach zurück, mit neuen „Freundinnen“ im Schlepptau, die sie erneut hemmungslos missbrauchen. Für den jungen Studenten sind die anderen jugendlichen Männer nichts anderes als eine Bande von Sadisten, Sex bedeutet für ihn nichts anderes als ein freiwilliges oder unfreiwilliges Entgegenkommen innerhalb einer verdorbenen Situation.
Gemeinsam erforschen das missbrauchte Mädchen und der stille Beobachter das Gebäude, durchstreifen die feuchten Keller, leeren Flure und unbewohnten Appartements. Dabei entdecken sie, dass sie sich auf grausame Art und Weise ergänzen: Der junge, harmlos wirkende Brillenträger entpuppt sich als blutrünstiger Mörder und scheint in der jungen, verzweifelten Frau sein freiwilliges Opfer gefunden zu haben.
Obwohl sie miteinander zum ersten Mal eine Art von Liebe erfahren haben, scheint es für die beiden verzweifelten jungen Menschen nur einen Ausweg zu geben …
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