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Pinball WizardHabe irgendwann keine weiteren DCD-Alben mehr gekauft. Nicht, weil ich sie nicht mehr mochte. Sondern weil meine Plattenwunschliste so Mitte/Ende der 90er immer länger wurde und ich mich daher erst mal um zahlreiche andere Künstler/Genres kümmerte.
Kenne ich.
Es lohnt sich allerdings diese Facette von Dead can dance zu entdecken, denn so vielseitig wie zuletzt waren sie vielleicht nie. Im Werk der Band gibt es zwar keine rigorosen Brüche, aber doch sehr klare Aufteilungen: Die düstere Frühphase, die spürbar in den Achtzigern verwurzelt ist und mich hie und da etwas an Coctau Twins erinnert, mündend im epischen und makellosen „Within the realm of a dying sun“, über die Verwebungen von zunehmend mehr Percussion ab „The serpent’s egg“, was in „Aion“ dann im bunten und vergleichweise regressiven Melodikepos endet, der mittlerweile als „Mittelalter“-Genre vermaledeit ist. „Into the labyrinth“ ist dann sehr düster und abgründig, wie der Titel schon vorwegnimmt und ich finde es faszinierend, wie Perry und Gerrard hier die Dudelsäcke gegen allerlei Instrumentarium aus aller Welt eintauschen. Ein sehr romantisches Album, das auch erstmals Traditionals mitaufnimmt. „Spiritchaser“ ist zuletzt dann noch weiter augefächert und sehr von afrikanischer und südamerikanischer Musik geprägt. Interessant daran ist, dass das Album sehr frei fließend klingt, ohne Hektik und sehr zart in seinen Melodien – es ist auf mir sonst unbekannte Weise exotisch, aber so fern von leicht umreißbarer Kunst und Kitsch wie nur irgendwie möglich. Kann ich sehr empfehlen, hat meiner Wahrnehmung von Musik eine entscheidende Note beigefügt. Und so anmutig und sinnlich wie auf „Devorzhum“ hat Gerrard vielleicht nie gesungen.
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Hold on Magnolia to that great highway moon