Re: Dead Can Dance

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

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Irrlicht
Lässt er sich denn „vom Großen“ auch ein wenig beraten? So modisch und musikalisch zumindest?

Da halte ich mich raus. Vom Modeaspekt her gesehen, halte ich von Zielgruppen-Schwarz sowieso nichts mehr. Und solange er musikalisch gesehen nicht den Gesinnungs-Rockisten heraushängen lässt, kann er tun und lassen was er will.

Mich hat die niedrige Wertung von „Spiritchaser“ schwer irritiert. Für mich – festhalten und Asthmaspray anlegen – ein nahezu perfektes Album, das dabei ist den Großteil meiner Sammlung zu überstrahlen.

Nicht schlecht das Album, aber eben ein geschmäcklerisches Werk mit eindeutig einem Schritt zu weit in Ethno-Gefilde. Bei sowas bin ich immer ein wenig skeptisch.

Ja, klar. Allerdings: Geht es Dir nun um die Gesinnung des „Wir sind so Mittelalter, wir tragen auch mal Wikingerhelme und fühlen uns auf dem überteuerten Jahrmarkt pudelwohl“ oder die Instrumentierung an sich?

Sowohl als auch. Primär natürlich auch gerade die optisch umgesetzte Mittelalterfolklore (ich nenne dies immer „mittelaltertümlich“). Ein dämliches Herumkaspern soll immer gleich eine heitere unbeschwerte Epoche vermitteln. Launige Sauflieder und ramontische Minneweisen for the masses – und das meistens mit dem Anstrich einer „Authentizität“. Da wird mir übel.
Und wie authentisch Liedgut und Instrumente im Endeffekt wohl sind? Darüber kann man heutzutage trefflich streiten. Aber die Instrumente an sich lehne ich keineswegs ab, von mir aus könnte eine Truppe mit Sackpfeifen und Fidel z.B. „Indie“-Pop machen. Wenn die das gut hinbekämen, warum nicht?

Kennst Du zufällig die Kollaboration von Gerrard und Schulze („Farscape“ heißt das Werk)?

Noch nicht. Bei dem guten Klaus Schulze bin ich auch immer ein wenig vorsichtig…

Was zum Teufel ist „alte Musik“ und wo hörst Du bei eben „Saltarello“ „Kitsch“? Für mich melodiös, verspielt und kaum weniger verzaubernd als viele ihrer anderen Stücke.

Als „Alte Musik“ wird im Klassiksektor die Musik und das Liedgut des Mittelalters und der Renaissance bezeichnet. Es gibt hochangesehene Ensembles, die sich auf die Pflege und relativ originalgetreue Wiedergabe der Musik dieser Epochen spezialisiert haben. Letztendlich hat das aber nicht viel mit dem MA-Markt-Radau und dem von Gothics so geliebten Tandaradei zu tun. Und DCD’s „Saltarello“ hängt hier nun mal eher in der Mitte – und ist deswegen auch nur als mittelmässig (mit Tendenz nach unten) gelungen zu bezeichnen.

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad