Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Tracks › 10 BESTEN Songs die in den Top 500 fehlten › Re: 10 BESTEN Songs die in den Top 500 fehlten
Da sind ja jetzt einige gute Fragen zusammengekommen, denen man vielleicht mal einen Thread im „Philosophicum“ widmen könnte; hier in diesem Listenthread gehen sie wahrscheinlich unter.
tomthemodel einen kleinen einwand @ Go1 hätte ich aber noch: ich glaube eben nicht, dass es bei musik und solchen listenkategorisierungen nur um geschmack geht. rein individuell betrachtet vielleicht schon. aber wenn musikjournalisten über musik schreiben und man über musik spricht, schwingt immer auch ein gewisses gesellschaftliches und kulturhistorisches interesse mit. pop-und rockmusik zeichnet sich ja eben auch genau dadurch aus, dass sie mehr ist als nur musik. nämlich auch spiegel der zeit und strömungen unterschiedlichster art. und daher ist dieser zugang vonseiten der fachleute unter umständen genauso relevant wie der individuelle zugang der hörer. …
es gibt ja die these, dass große musikalische wellen mit massenkulturcharakter (rock`n`roll, soul, punk, grunge etc.) immer in direktem zusammenhang mit schwerwiegenden gesellschaftlichen befindlichkeiten stehen, die sich eben auch über das radio entladen. so gesehen war grunge der letzte donnerschlag. …
Musik als Spiegel der Zeit? Ich glaube ja manchmal, dass das eher eine nette Einbildung ist, die wir gemeinsam pflegen, um unsere Leidenschaft für die Musik mit einer höheren Bedeutsamkeit zu versehen :cool:
Wenn Musikjournalisten oder die Leute von den Unis über Musik schreiben, dann müssen sie ja ihre in gewissem Sinne luxuriöse Tätigkeit fernab der materiellen Produktion irgendwie rechtfertigen… Na ja, es kann Spass machen, so etwas zu lesen.
Man kann sich gerne für kulturhistorische Fragen begeistern, aber im Grunde geht es doch darum, in der Freizeit ein bisschen Spaß zu haben, den Alltag mit Glamour zu verzuckern und sich gegenseitig zu bestätigen, was für einen guten Geschmack man doch hat…
Aber vielleicht ist auch etwas dran. Ein aktuelles Beispiel könnte die „Deutsch-Pop“-Welle abgeben – da sind ja viele nette, sympathische Bands unterwegs, die angenehme Musik machen und Songs über das Glück in der Zweisamkeit und das Scheitern dabei schreiben. Da habe ich vor kurzem einen erhellenden Artikel gelesen, der das aus der gesellschaftlichen Lage heraus erklärt hat: in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit und Hartz-IV braucht man etwas Nettes, das die Sorgen vertreibt und einen in dem bestätigt, was man ohnehin macht, nämlich sein Glück im Privaten zu suchen. Spiegel der Zeit…
Was die Medien angeht: Das Musikprogramm soll ja ein angenehmes „werbliches Umfeld“ für die Anzeigenkunden bereitstellen; es geht darum, „Ausschaltimpulse“ wie ungewohnte Klänge und lange Textbeiträge zu vermeiden und eine möglichst hohe Einschaltquote zu erreichen (im Privatradio: um Werbezeit zu verkaufen). Dafür muss das Radio möglichst lange „dudeln“. Dieser Zweck verträgt sich halt nicht damit, Risiken einzugehen – und das Neuartige und Ungewohnte wäre eben riskant. (Die Sache mit den „Ausschaltimpulsen“, die vermieden werden müssen, hat Klaus Walter erklärt, kurz bevor „Schwarzweiss – Musik in Farbe“ eingestellt worden ist.) Aber das gehört ins Radio-Forum…
Es ist halt schön, wenn ein Song, ein Album, eine Band viele Menschen miteinander verbindet. Wenn das der Fall ist und es nicht bloß ein Saisonerfolg war und eine gewisse musikalische Qualität gegeben ist, kann man von einem „Klassiker“ sprechen. Unter meinen persönlichen Favoriten, sofern sie nicht ohnehin schon auf der Liste sind, ist wahrscheinlich „There is a Light that never goes out“ derjenige, der am ehesten als Klassiker gelten kann und den ich daher mit dem größten Recht auf der Liste vermisse.
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To Hell with Poverty