Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Tracks › 10 BESTEN Songs die in den Top 500 fehlten › Re: 10 BESTEN Songs die in den Top 500 fehlten
tomthemodeles ist ja eigentlich immer das gleiche: man regt sich auf, weil es wenige überraschungen gibt, immer derselbe kanon, immer die gleichen songs und alben… andererseits würde man das fehlen genau dieser songs natürlich beklagen, wenn nur neueres oder viele geheimtipps dabei wären.
Treffend. Ich denke, ich hätte dann den Eindruck, eine Liste sei gut, wenn sie einen Gutteil der offensichtlichen Songs/Alben enthält, genügend Überraschungen darunter mischt (vielleicht ein Drittel), also Neuentdeckungen ermöglicht, und dabei insgesamt ein breites Spektrum abdeckt. Dass man sich über eine Liste streitet, ist allerdings der Sinne der Sache: ein netter Zeitvertreib.
ich denke, das grundproblem liegt wirklich in der fundamentalen definition einer liste. was jetzt? die besten songs? oder die wichtigsten? die stilprägendsten? den juroren müsste ein leitfaden an die hand gegeben werden. mich persönlich würden eben die listen solcher leute wie von lowtzow, die einfach ihre lieblingssongs abseits der gängigen klassiker aufführen, viel mehr interessieren, als niedeckens 7 dylan-, 2 stones- und 1-beatles-top-ten. was dann eben dazu führen würde, dass man im endeffekt eine wahrscheinlich relativ unkonventionelle liste hätte. die dann geschmacksache wäre.
Die Gefahr sehe ich auch: eine Liste aus geschmackvoll ausgewählten Obskuritäten ist dann natürlich nur für ein paar Spezialisten reizvoll, nicht für einen breiteren Leserkreis. Andererseits kommt man nicht darum herum, dass es bei Musik halt wesentlich um Geschmacksfragen geht (was gefällt, was nicht?). Verschiedene Leute finden Gefallen an verschiedenen Songs, man freut sich, wenn man Gleichgesinnte trifft, und von anderem grenzt man sich ab: „I want to know what love is“ von Foreigner (Nr. 476 auf der US-Liste) z.B. ist für die einen eine gut produzierte Ballade, für die anderen übler Schlock. So ist das eben. Der einzige Ausweg zur „Verbindlichkeit“ ist doch der, möglichst viele Leute mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenzubringen, um eine Liste zu wählen. Unter anderem eben Leute aus verschiedenen Generationen und Anhänger verschiedener Genres. Dann hat ein möglichst breites Spektrum von Songs die Chance, gewählt zu werden, weil mehrere Leute sich darauf einigen können. Anstelle der Songs, die man wirklich mag, diejenigen auszuwählen, von denen man denkt, dass sie möglichst vielen anderen auch gefallen könnten, kommt mir nicht wie eine gute Idee vor. Hier geht es doch gerade um Vorlieben, die Liebe zur Musik.
also bemühen sich natürlich musiker, musikjournalisten und musikfans immer wieder, einen allgemeingültigen kanon aufzustellen, der annähernd verbindlich sein soll. und gerade im zusammenhang mit dem thema „50 jahre rock´n´roll“, für das die listen soweit ich weiß anlass waren, liegt es dann nahe, dass die befragten versucht haben, ihre listen tendenziell zu objektivieren. also songs angegeben haben, die grundlegend wichtig für die entwicklung des rock´n´roll waren. dazu kommt, dass die befragten in der regel eben schon etwas älter sind, was sich auch auf die liste niederschlägt. in 20 jahren, wenn die doebelings abgelöst worden sind und vielleicht sogar little richard und chuck berry tot sein werden, wird eine solche liste sicher anders aussehen.
und vielleicht wird dann „tom the model“ ein klassiker sein…?! was ich aber wiederum bezweifle, da die „gute“ musik heutzutage meistens nicht identisch ist mit der musik, die im radio und auf mtv läuft. was früher komplett anders war. die meisten guten songs werden also naturgemäß gar nicht die möglichkeit erhalten, in gesellschaftsrelevantem sinne ein klassiker zu werden. allenfalls könnten sie in musikliebhaberkreisen zu einem solchen hochgeschrieben werden. aus meiner sicht ist die zeit der „klassiker“ im klassischen sinne vorbei, und ich glaube, genau das sagt uns diese 500-song-liste.
Da ist was dran. Ein guter Gedanke! Klar, LARS hat es damals noch in die Top Ten geschafft; das war nicht nur ein guter, dauerhafter Song, sondern auch noch ein Hit – das trägt zu seinem Appeal ganz wesentlich bei. Und „(I can’t get no) Satisfaction“ steht zurecht dort oben, obwohl es nicht der beste Song der Stones ist – es ist der universellste, der Song mit der größten Resonanz. Soviel Allgemeinverbindlichkeit ist heute wohl nicht mehr herzustellen – das Leben spielt sich vielleicht stärker als in den 60er Jahren in den isolierten stilistischen Nischen ab – Hip Hop, R&B, Metal, Indie usw., und was den einen wichtig ist, kriegen die anderen gar nicht mit, was die eine Szene erschüttert, wird woanders gar nicht wahrgenommen (btw, ohne dieses Forum wüsste ich z.B. gar nicht, dass heute immer noch – oder wieder – Progrock-Alben aufgenommen werden).
Andererseits spielt da auch die Zeit eine wichtige Rolle: So haben z.B. The Velvet Underground in den 60er Jahren kaum Platten verkauft; ihre Songs waren nur für ganz wenige Leute wichtig (für Jonathan Richman und ein paar andere). Im Laufe der Jahre aber wurden die Alben zu Longsellern und haben viele beeinflusst, wurden für immer mehr Leute bedeutsam. Heute tauchen einige Songs auf den Bestenlisten auf („Waiting for the Man“, „Sweet Jane“, „Sunday Morning“, „Heroin“). Nach diesem Muster können auch neuere Produktionen allmählich zu Klassikern werden. Ein „Klassiker“ muss nicht unbedingt ein Hit gewesen sein, sondern a) einer größeren Zahl von Leuten etwas bedeuten und b) ein paar Jahre überstehen.
Außerdem gibt es auch heute noch die eine oder andere tolle Hitsingle (Du hast Deine These, gute Musik sei heute nicht mehr populär, ja auch eingeschränkt). Man nennt da ja gewöhlich die innovativen Timbaland-Produktionen oder die der Neptunes. Ich habe eine besondere Vorliebe für Kylies „Can’t get you out of my Head“. Der Song hat ausnahmsweise auch noch ein paar anderen Leuten gefallen als mir :lol:
--
To Hell with Poverty