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Ich kann mich nicht auf zehn Songs beschränken. Um aber dem Thread-Titel Genüge zu tun, verteile ich meine Favoriten auf zwei Beiträge.
Was die RS-Liste betrifft: Ich bin noch ein bisschen zu jung, um mich mit dieser „Oldie-Hitparade“ wirklich anfreunden zu können – da fehlt mir etwas die Balance über die verschiedenen Jahrzehnte. Viele der Befragten verbinden wohl Jugenderinnerungen mit den Songs aus den 60er Jahren. Mich gab’s da noch gar nicht.
Los geht’s:
Johnny Cash: „Hurt“ (Trent Reznor)
„I hurt myself today to see if I still feel“. Das Original kenne ich nicht, aber es kann unmöglich so gut sein wie diese Version. Das Album, „The Man comes around“, war ja ein bisschen hit-or-miss, mit dieser Single aber ist Johnny Cash noch einmal ein Meisterwerk gelungen, das die Jahrzehnte überdauern wird. Ergreifend. Grossartig.
Coldplay: „Don’t panic“
Zwei Minuten und fünfzehn Sekunden perfekte Popmusik, schwelgerisch, sanft und tröstlich: „Everybody here has got somebody to lean on“. Die Leadgitarre kann man gar nicht anders denn als „schön“ bezeichnen. Als ich zum ersten Mal das Video auf MTVIVA gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich diesen Song brauche.
Nick Drake: „Northern Sky“
Ein Juwel. Der schönste Song des großen Nick Drake. Muss man mehr sagen? Das war auch der erste Song, den ich von ihm gehört habe (auf einer Folk-Compilation).
Gang of Four: „To Hell with Poverty“
Einer der besten politischen Songs aller Zeiten: eine absolut nachvollziehbare Aussage, eine Killer-Basslinie (besser geht’s nicht) und das bekannt kantige, eckige Gitarrenspiel Andy Gills. GROSS. Und tanzbar. Sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack, würde der Song gut auf Tom Morellos Liste passen.
The Gun Club: „Idiot Waltz“
Ein großer, klassischer Rocksong, der theoretisch auch schon in den 70er Jahren hätte entstehen können. Düster und zum sterben schön. Er stammt vom letzten Gun Club Album, „Lucky Jim“ von 1993 (der Song war auch mal auf einer Rare-Trax-CD des RS enthalten).
The Jam: „Down in the Tube Station at Midnight“
Die Angst eines Einwanderers, der von rechten Schlägern bedroht wird. Eine dramatische Szene. Ich halte diesen Song ja für noch stärker als „Going Underground“, „That’s Entertainment“ und „Start!“, die drei Songs von The Jam auf der RS-Liste.
Bert Jansch: „If I were a Carpenter“ (Tim Hardin)
Würdest du mich auch dann heiraten und Kinder mit mir haben, wenn ich ein armer Handwerker wäre und du eine vornehme Dame? So fragt dieser scheinbar alte Folksong aus dem Jahre 1966, der oft gecovert worden ist. Meine Lieblingsversion ist die von Bert Jansch auf dem Album „Heartbreak“ von 1980 – wegen des bezaubernden Gitarrenspiels. (Von Tim Hardin selbst würde ich „How can we hang on to a Dream“ nominieren.)
Portishead: „Sour Times“
Tja, da kommt man nicht daran vorbei, das ist einer der Klassiker meiner Generation. „Nobody loves me, it’s true, not like you do“. Tonnenweise Atmosphäre, gut gewählte Samples, ausdrucksvoller Gesang. Man hat das Stück vielleicht ein paar mal zu oft gehört, aber das trifft auch auf viele Songs auf der RS-Liste zu. Die 90er Jahre sind für mich nicht vorstellbar ohne diesen Song.
Ebenso schön sind „Roads“ mit seinem sehnsuchtsvollen Streicherarrangement und „Glory Box“, das Stück mit diesem tollen Isaac Hayes Sample, das auch Tricky verwendet hat – das wären zwei weitere würdige Kandidaten für die Liste.
Radiohead: „Exit Music (for a Film)“
„We hope that you choke“. Im Grunde ist das aber ein sehr hübscher Song, was gut herausgebracht wird durch die Klaviertrio-Version von Brad Mehldau auf „Art of the Trio 3: Songs“ (vielleicht wird einmal ein Jazz-Standard daraus). Natürlich wird auch hier wieder gelitten, die Stimmung ist schlecht, Wut ist im Spiel. Gesang und Gitarre eröffnen, dann wird langsam auf einen majestätischen Höhepunkt hingearbeitet. Ganz wundervolle Produktion. Ein besonderes Highlight auf dem besten Album der 90er Jahre.
Außerdem sollte auch noch „Street Spirit (fade out)“ mit auf die Liste, der wohl schönste Song von Radiohead.
Siouxsie and the Banshees: „Arabian Knights“
Susi und die Todesfeen behandeln hier das Thema Frauenunterdrückung in den arabischen Ölstaaten, aber das ist sicher nicht der Grund, warum ich diese Single von 1981 so liebe. „Arabian Knights“ ist ein perfekter Popsong: hooks galore, abwechslungsreicher Aufbau, das richtige Tempo, alles passt zusammen – der energische Gesang, das markante und federnde Schlagzeug, der Bass, das atmosphärische Gitarrenspiel. Die Band ist auf der Höhe ihres Könnens. Das hat Stil. Diesen Song kann man gar nicht oft genug hören.
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To Hell with Poverty