Re: Electric Light Orchestra – Face The Music

#2709115  | PERMALINK

pelo_ponnes

Registriert seit: 13.04.2004

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Sehr schöne Auswahl!

Face The Music ist ein weiterer ELO-Klassiker, obwohl in Deutschland nicht sehr erfolgreich. Dafür mehr in Amerika, wo ELO ohnehin den grossen Durchbruch trotz einiger Singlehits zuvor in UK zuerst schafften. Auch bedingt durch die Liveshows.

Jeff ist hier natürlich wieder mal von allem möglichen beeinflusst, aber ich denke, dass er viel Phillysoul und R&B gehört hat zu der Zeit. Und Country und Western, wie Down Home Town zeigt (der Funsong auf diesem Album. Man sehe sich zum Beispiel mal die blödsinnigen Anmerkungen im Booklet an).Klanglich deutet zwar einiges schon auf ANWRecord hin, doch spielen zum Beispiel die Synthesiser auf FTM keine so dominante Rolle wie auf ANWR. Die magische Atmosphäre ist zum Teil so wie in einem guten Horrorfilm (Fire On High), zum Teil aber auch wie im Paradies (Waterfall, Strange Magic, One Summer Dream).

Natürlich mag ich wieder mal alles, aber ganz besonders Fire On High, Strange Magic, One Summer Dream und Nightrider. Der schwächste Song (aber immer noch gut) ist auch aus meiner Sicht Down Home Town.

Noch ein paar Anmerkungen:

– Fire On High beginnt mit einer Kakophonie und Händel-Hallelujah-Chören. Im Rückwärts-Intro heisst es „The music is reversible, but time is not. Turn back. Turn Back.“(Die Musik ist umkehrbar, nicht aber die Zeit. Kehre um bzw spiele die Platte richtig ab—vielleicht auch eine Anspielung auf die Leute, die ELO bei Eldorado satanische Rückwärtsbotschaften ankreiden wollten. Blödsinn. Hier also: Face The Music. Höre Dir die Musik an.
Das Intro wird übrigens von Grandaddy nachgeahmt vor The Crystal Lake auf „The Sophtware Slump“.

– Poker: beeindruckende Keyboards und Streicherarrangement. Und der Mittelteil! Ich bin wie gesagt kein Experte in Sachen Studiotechnik (trotzdem fasziniert sie mich), aber ich habe gelesen, dass gerade die vocals hier teilweise etwas schneller aufgenommen, um die Stimmlage zu erhöhen.

– Strange Magic: das Gitarrensolo spielt Richard Tandy. Viel akustische Gitarre, die allerdings durch ein Effektgerät gejagt wurde, Phaser etc.

– Evil Woman – der tolle Streicherzwischenteil ist glaube ich rückwärts eingespielt und stammt von Nightrider. Das Stück, dass Jeff in kürzester Zeit geschrieben hat, weil er noch unbedingt ein Stück für das Album brauchte. Den Refrain wollte er noch ändern, hat es aber dann dabei belassen.

– Down Home Town – Im Intro heisst es Face/There is The mighty waterfall (rückwärts).

– One Summer Dream – Jeff sagt, dass es für ihn eine Art Protest-Song war. Natürlich hat er den Text sehr offen gelassen, so dass das Stück auch als Liebeslied funktioniert. Oder einen paradiesischen Zustand widergibt (so wirkt es immer auf mich).Aber es scheint wohl auch eine leise Kritik an der Art und Weise zu sein, wie die Menschen mit ihrem Planeten umgehen und sich als die grossen Herren aufspielen. Dabei sind die Menschen nur winzig im Universum. Deep Waters….they never needed you or me,.

PS: Der schwarze Humor des Covers: Elektrischer Stuhl mit Kopfhörern. Was die wohl hören mussten? Face The Music (Stell Dich der Musik). Ach nein, das wäre doch keine Strafe. Na ja, kommt dann wohl auf den Standpunkt an.

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