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SinnermanRezension von Glitterhouse:
„Richtig gut. Sehr abwechslungsreich. Sicher nach dem Debüt die Beste!“ So lautete die Einschätzung unserer Mailorder-Eminenz Archie, einem Fachmann für die Koordinaten zwischen Stooges Kraftrock und Nick Cave´scher Düsternis, in denen das norwegische Trio um Sänger Sivert Hoyem ja seit Jahren unterwegs ist.
Ich denke, dem Urteil kann ich mich anschließen, denn nach dem grandiosen Debüt fehlte mir bei Album 2 und 3 doch die Richtung und die Klasse. Für das vierte Album hat es sie nun nach L.A. verschlagen, wo man für Produzent George Drakoulias (Tom Petty, Black Crowes) und Mixer Dave Bianco (Mick Jagger, Johnny Cash) ganz sicher ein üppiges Sümmchen investiert hat. Trotz allem klingt das Album nicht überfrachtet und ganz sicher nicht auf Mainstream poliert.Die Stärken der Band waren zum einen die Stooges-mäßigen Simpel-Rocker und zum anderen die im midtempo langsam dahin brennenden Balladen. Die Scorcher dominierten das zweite Album, der Detroit Rock`n´Roll den Vorgänger Grit. Bei The Deep End nun haben sie wieder den homogenen Mix des Industrial Silence Debuts gefunden. Das 3-Akkord Stooges Riff wird mehrfach variiert: das kriegen wir hier einmal mit Flamenco-Gitarre (Stories From The Streets)und pur (Subterranean Sunlight) gereicht.
Die Höhepunkte sind aber fraglos diese leicht pathos geladenen Midtempo-Melancholiker, die womöglich wegen des Aufnahmeortes noch ein wenig mehr nach amerikanischen Wurzeln zwischen Country und Blues klingen als gewohnt. Da wimmert eine Steel Guitar (Sail Away), rollen die Tumbleweeds durch die Ghost Town (Runing Out Of Time), wird es beinahe Country-Got-Soulig (The Lost Gospel) oder ist einfach nur der perfekte Soundtrack für einen Death Valley-Roadmovie (The Kids Are On High Street). Gerade diese amerikanischen Outlaw-Mythen haben in Norwegen tiefere Spuren hinterlassen als in jedem anderen europäischen Land und so war es sicher ein besonderer Tag für sie, als sie beim Titeltrack sogar mit Angelo Badalamenti arbeiten konnten.
Klar kann Sivert Hoyem uns den Iggy geben, er hat einfach eine grandiose Stimme, aber das gesamte Potential wird abgerufen, wenn er Zeit und Raum hat. Was die Stimmbänder dann freigeben, liegt irgendwo zwischen Mark Lanegan und Leonard Cohen auf Acid.“
Habs auch mit Erstaunen gelesen.
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pavor nocturnus