Re: Oasis – Don’t Believe The Truth

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melodynelson
L'Homme à tête de chou

Registriert seit: 01.03.2004

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Als Be Here Now erschien war ich meinen Eltern im Familienurlaub in Griechenland, in einer dieser schäbigen Touristenklasseunterkünfte mit Hornissen im Zimmer und freier Sicht auf andere, bessere Hotels. Draußen am Pool war ein Imbiss und der Pommesmann war gleichzeitig DJ und beschallte
das Areal von morgens bis abends mit D’You Know What I Mean? Ich kann schwören, dass sich während des Intros jedesmal der Himmel für ein paar Augenblicke verdunkelte. Damals waren Oasis noch mit whoever-is-up-there im Bunde.Bombastisch, Aufgeblasen, Mächtig: Lauteres hatte Britannien seit Coventry nicht mehr vernommen. Ein letztes großes Aufbäumen und der Messias war im endlosen Blau verschwunden….
Ich mag das Album auch heute noch sehr gern. Auch wenn die wenigsten Songs von dem Bombast ihrer epischen Überdehnung wirklich profitieren: Die Singles waren allesamt der sprichwörtliche Wahnsinn, der Rest schwankte zwischen sowas-darf-nur-Oasis und hätte-auch-eine-Single-sein-müssen. Mit Stay Young, Going Nowhere, My Sister Lover, (I Got) The Fever und Flashbax wurden auch noch herrliche B-Seiten kredenzt und mit den bitterbösen Coverversionen von Heroes und Street Fightin‘ Man trieb man die Arroganz auf den Gipfel und stellte sich gleich auf die Schulter [sic!] der Giganten: Weitblick inklusive. Oder: Doch nur ein paar Jungs, die auf einem Wolkenkratzer Fußball spielen? Wer muss eigentlich den Ball holen? Bonehead und Guigsy? SOTSOG wurde am Eröffnungstag gekauft, heimgetragen, gehört und vorsichtshalber mal ganz weit weg von den anderen Alben gestellt. Da steht sie heute noch. Heathen Chemistry gab es ein gutes Vierteljahr vor der Veröffentlichung schon im Internet, deshalb habe ich mir auch nicht unbedingt den Arsch aufgerissen, am Soundsovielten pünktlich auf der Matte zu stehen. Im Sommer 2002 live gesehen. In der Schweiz. Mit den Charlatans. Tolles Konzert. Dann Funkstille. Jetzt heißt es, wir sollen die Wahrheit nicht glauben. Für Oasis sehe ich zwar nicht mehr darüber hinweg, aber ich nehme sie väterlich zwinkernd an. „Es ist was es ist, sagt die Liebe.“

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