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Nicht dass dieser Text ein Jahr gedauert hätte…
Moore/Sienkiewicz – Brought to Light: Shadowplay – The Secret Team
Comics sind eigentlich ein narratives Medium und werden für nicht-fiktive Zwecke selten verwendet. Ausnahmen liegen in der Natur des Mediums begründet: so wie Comics ursprünglich für Einwanderer, die nicht lesen konnten, gedacht war, so wurde grafische Abfolgen immer wieder z.B. als Anweisung für Analphabeten oder Fremdsprachige benutzt. Eine neue Form – den „Dokucomic“ – erfand Alan Moore mit seinem Ripper-Epos „From Hell“ – alle Texte waren mit Verweisen abgesichert und auch die Zeichnungen entsprangen Vorlagen. Immer noch fiction, aber mit dem Verweis auf Quellen, war From Hell Vorgabe und Vorlage für andere Autoren, die ihren Bildern einen pseudowissenschaftlichen Anstrich gaben. Vor „From Hell“ hatte Moore aber geübt.
In den Achtzigern hatte das Christic Institute, eine linksliberale Rechtshilfe mit Anzeigen gegen Agenten der CIA, das „secret team“, Aufsehen erregt – die Anklage wurde niedergeschlagen und weitere Nachforschungen verliefen im Sand.
Anlässlich des Prozesses veröffentlichte Eclipse 1988 einen Comic über die Hintergründe des Anschlags von La Penca in Nicaragua vier Jahre zuvor (ein der CIA unliebsamer Contra-Funktionär sollte getötet werden): Brought to Light sind eigentlich zwei Comics, die Rücken an Rücken gebunden sind. Die eine Seite enthält eine relativ brave Erzählung über den Anschlag selber, „Flashpoint“. Die andere Seite enthält die erste Zusammenarbeit von Alan Moore und Bill Sienkiewicz: Shadowplay, „a graphic docudrama“.
Und Moore gibt sich nicht mit kleinen Sachen ab: erzählt wird die Geschichte eines Teams der CIA, das „secret team“, das für Umstürze, Anschläge, Geldbeschaffung durch Drogenhandel und die Zusammenarbeit mit der Mafia verantwortlich ist, von 1945 bis zur Gegenwart. Das alles ist sehr detailliert aufgeführt (plus einige wenige Fußnoten), Namen, Zahlen und Fakten werden genannt und sind halbwegs lesbar zusammengefasst. Eigentlich langweilig, aber Moore wäre nicht Moore, wenn er der Geschichte nicht einen speziellen Touch geben würde. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive eines Einwanderers im Hafen von New York erzählt (die Freiheitsstatue hält statt einer Fackel eine Stange Dynamit), der in die nächste Kneipe geht. Dort sitzt an der Bar – ein Weißkopf-Seeadler (genau, das Wappentier der USA und der CIA), der, leutselig, rauchend und trinkend und absolut verdorben, die geheime Geschichte der CIA erzählt. Laos und Vietnam, Kennedy und Nixon, Iran und Nicaragua und die Opfer der Aktionen, in Schwimmbädern voll Blut gemessen. Zwischendurch verfällt der Adler in Gejammer über Carter, Pech bei Anschlägen und natürlich die Kommunisten, außerdem fällt ihm – längst untot – ein Arm ab. Das alles ist nicht unbedingt wissenschaftliche Literatur, was Moore im übrigen ja gerne zugibt. Vielleicht hätte ein anderer Zeichner ja den realistischen Touch zumindest teilweise retten können, aber stattdessen zeichnet Bill Sienkiewicz. Sind schon Moores Texte schwierig in einen grafischen Zusammenhang zu bringen, so zerreißen Sienkiewiczs Assoziationen den Erzählfluss mit wildem Lettering und einer Mixtur aus Photos, Kopien, Zeichnungen und Collagen. Nur der Adler bleibt als erzählerische Klammer vorhanden – und wer einmal einen Adler sehen will, dessen Gesicht alles Übel der Welt widerspiegelt, in Brought to Light ist er zu finden.
Und so ist Shadowplay Dokumentation und Fiktion, Verschwörungstheorie, Aufklärung und eine Parodie auf Verschwörungstheorien, Comic und fast psychedelische Illustration. Und zurück bleibt der Adler, diese dunkle Kehrseite von Uncle Sam, während der Einwanderer Amerika wieder den Rücken zuwendet.
Den Eclipse-Comic habe ich bei Amazon nur teuer gefunden, aber vielleicht gibt es ja mal einen Reprint.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.