Re: Comic-Empfehlungen

#2701331  | PERMALINK

latho
No pretty face

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So, der Empfehler ist zurück und entlastet wiederum Candy, wie versprochen, mit etwas Amerikanischem (Kanadischem, um genau zu sein):

Chester Brown – Die Playboy Stories (The Playboy)

Brown kam über die Independent-Ecke (Dave Sim) zu einiger Beachtung, sein Periodical Yummy Fur sammelte seine meist abstrus-traurigen Geschichten und gipfelte im Leidensweg von „Ed the Happy Clown“. Und dann überraschte Chester alle mit seinen autobiographischen Playboy Stories.
Chester Brown verwandelt sich in einen kleinen Teufel und fliegt in der Zeit zurück, wo er sich selbst als pubertierenden Jugendlichen aufsucht. Sowieso schon verunsichert durch die strenge religiöse Erziehung der Eltern und die rasenden Hormone flüstert das Teufelchen Chester dem jungen Chester neue Ideen ein: wie wäre es mit dem Hochglanzmagazin mit der Frau mit den Riesen-Brüsten? Chester greift mit hochrotem Kopf zu und stürzt in einen Strudel aus Einsamkeit, Scham und sexueller Obsession.
Browns Bilder schweben in unförmigen Rahmen auf einem schwarzen Hintergrund, durch die das Teufelchen Chester den Leser führt und zeigen wechselnd zwischen Vogelperspektive und Nahansicht in kargen stillen Zeichnungen die Gewissensnöte eines Nicht-mehr-Kindes.
Ist dies jetzt ein Comic, der, wie schon vorgeschlagen, eine Anklage gegen Playboy & Co. darstellt? Oder eine Anklage gegen reliögiöse Prüderie?
Keines von beiden (obwohl Brown als sehr christlich gilt), eher ein Blick auf Pubertät und beginnende Sexualität, die mir sehr normal vorkommt. Auch Plot und Erzählung selber sind bemerkenswert offen, Brown schenkt uns und sich selbst nichts (die Masturbationstechnik mit dem Stuhl war im Internet eine Zeit lang als „The Chester“ bekannt). Bissige Kommentare des erwachsenen Brown („Chester hat es geschafft, den Playboy vom letzten Monat nicht zu kaufen, aber in diesem Monat .. ah ja, da kommt er wieder, unter dem Hemd hat er irgendwas versteckt“) verdecken, so finde ich, das Mitleid, dass der Autor Brown mit seinem jugendlichen Alter Ego hat, der verwirrt vor dem Ende seiner Kindheit steht und sich von Familie und gewohnter Umgebung löst.
Keine Anklage also, eher eine sehr treffende Beschreibung der conditio humana, Pubertät als notwendiges Übel.

Ausnahmsweise sei die deutsche Ausgabe von Jochen Enterprises empfohlen, gute Qualität, gute Übersetzung und dabei nicht teuer.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.