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Dann möchte ich Latho mal etwas „entlasten“…
Wie schon mal an anderer Stelle erwähnt, habe ich mich erst in den letzten paar Monaten wieder dem Medium Comic genähert.
Und an dieser Stelle möchte ich jetzt den Comic/Graphic Novel vorstellen der mich seitdem am meisten („Krazy Kat“ mal außen vor) beeindruckt hat.
Ich spreche von „Jimmy Corrigan – The Smartest Kid On Earth“ von Chris Ware, und es sieht so aus:
(Zugegeben, das Cover zieht nun nicht gerade viel Interesse auf sich…)
Dieser fast 400 Seiten dicke Graphic Novel erschien anfangs in Serienform in den Bänden der „ACME Novelty Library“ (ein eigenes, von Chris Ware erschaffenes Universum, mit dem ich mich leider noch nicht weiter beschäftigt habe) und liegt mit diesem Buch auch in einer allumfassenden Form vor.
Jimmy Corrigan ist ein einsamer, schüchterner und von Angstattacken geplagter 36jähriger Mann. Ein Mann, der es zwar geschafft hat, alleine zu wohnen (was einem fast unvorstellbar scheint) aber doch mehrmals täglich von seiner Mutter -die ihn allein aufgezogen hat- angerufen wird und die über jeden Schritt ihres Sohnes informiert sein will, durchsetzten kann er sich ihr gegenüber nicht. Jedes Gespräch, egal mit wem (aber besonders die mit Frauen), scheint eine Qual und demzufolge werden wir aus Jimmys Mund das ganze Buch über wenig hören. Ab und an bekommen wir aber durch überaus bizarre manchmal auch grausame (Tag-)Träume kleine Einblicke in sein tiefstes Inneres.
Eines Tages bekommt Jimmy einen Brief von seinem Vater, den er nie zu Gesicht bekommen hat. Er würde seinen Sohn sehr gerne treffen und kennenlernen. Allen bisher kennengelernten Charakteristika zum Trotz, setzt sich Jimmy in den Flieger und wird seinen Vater besuchen. Seiner Mutter wird er davon nichts sagen.
Dis ist aber erst der Anfang…
Parallel erzählt Ware eine Geschichte um die Jahrhundertwende von einem Jungen (der sich später als Jimmys Großvater herausstellen wird) der ebenso unter Einsamkeit und seinem strengen, alleinerziehenden Vater zu leiden hat. Und auch er flüchtet sich in Fantasien, die unterschwellige Gewaltbereitschaft und, durch sein Umfeld bedingt, fehlgeleitete erotische Wünsche aufzeigen.
Eines Tages freundet er sich mit einem Mädchen an…
Mehr soll an dieser Stelle nicht zum Inhalt gesagt werden.
Was mich an diesem Buch so fasziniert hat, ist, dass Ware es einerseits schafft, trotz der manchmal unangenehm wirklichen Realität und der bizarren Fantasien der beiden Protagonisten gleichzeitig immer anrührende und liebliche Szenen zu entwerfen, die einem das Herz wärmen. Z.B. wenn der junge Ur- Jimmy mit einem ausgefallenen Zahn spielt und ihm mit einem Blatt, einem Stock und einem Stein eine kleine Welt entwift. Oder wenn er nachts mit einer Laterne versucht Dinge wie einen Vogel oder einen Schornstein anzuleuchten. (dass Ware zeigt, wie einem die eigenen Gedanken aber auch die Sterblichkeit solcher Momente von purer Schönheit bewusstmachen, scheint bei den bei den beiden „Helden“ allerdings ganz normal, auch wenn man weinen möchte).
Das andere ist, wie Ware in seinen Bilder zwischen groben Nahaufnahmen (z.B. von Gesichtern) und detaillerten Panoramen (Zimmer, Häuser, Wälder) wechselt. Außerdem steckt in vielen Bildern eine seltsame aber fast hypnotische Art von sich bewegender Statik. (ich kann das nicht besser erklären).
Sogar wenn man nur das Innere eines sich im Aufbau befindenden Gebäudes, und damit nix außer Glas und Stahlträgern sieht, so scheinen solche Bilder nur vor Bewegung zu strotzen.
Hier noch ein paar Kostproben:
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Flow like a harpoon daily and nightly