Re: Fragen zur Literatur

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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Go1Er ist „ein Autor, der Mut macht“, wie seine Fans wahrscheinlich sagen würden (ich kenne aber keinen Coelho-Fan, daher kann ich das nur vermuten).

Würde ich auch so einschätzen – und noch mehr: Coelho scheint in manchen Kreisen als großer Magier der Neuzeit angesehen zu werden, der mittlerweile gleichbleibend auf dem Nachttisch liegt, wie es zuweilen die Bibel tut. „Wahrheiten sind oft einfach“ liest man: Ja natürlich, aber einfach schwappt hier oft über, direkt zur Einfalt. Für mich sind das Weisheiten, die derart selbstverständlich sind, dass mir der Sinn, sie erneut zu verfassen, völlig verborgen bleibt. Mag aber durchaus sein, dass sich viele dadurch in ihrem Tun bestätigt fühlen – und lieber folgen derlei Schäfchen einem solchen Retortenhexer, als noch weitaus finsteren Gestalten.

Auch wenn die Person des Santiago alles andere als großmütig ist: Er bedenkt, dass seine Schafe, ohne ihn ihre Bezugsperson verlieren (denn sie können ja nicht mehr, außer nach „Nahrung und Wasser suchen“, sic!), entschließt sich eine Zeile später aber urplötzlich, dann doch für das Gegenteil; ihm sind die meisten Personen zunächst eher unsympathisch (bis er sie bekehrt hat oder bekehrt wurde), von der Neigung Frauen bloß als hölzerne Objekte zu beschreiben, die in ihrer Oase warten, ehe der gnädige Herr seine Selbstfindungsphase abgeschlossen hat, ganz zu schweigen. Einerseits will „Der Alchimist“ also ein meinetwegen „aufklärerisches“ und „weltoffenes“ Werk sein, ist dabei aber erschreckend rückständig. Spiritualität als hohle Pose.

Danke für Deine Ergänzungen.

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Hold on Magnolia to that great highway moon