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FifteenJugglers Und wenn Du es Dir halbwegs zutraust, unbedingt eine englische oder zweisprachige Ausgabe lesen!
Kann ich nur zustimmen, wobei ich die zweisprachigen Ausgaben eher lästig zu lesen finde. Beim Nachlesen der Übersetzung einzelner Wörter bleibt man dann oft ganz am deutschen Text hängen. Deshalb mein Tipp die rote Reclamreihe, einsprachig mit vielen Vokabelübersetzungen, das spart viel nachschlagen.
Und dass gerade auch bei Shakespeare die Übersetzung eine große Rolle spielt, konnten wir diese Woche im Theater erleben, als eine Freundin von uns nach der Hälfte aus „Romeo und Julia“ in der Braschübersetzung geflüchtet ist. Sie fand die Übersetzung so vulgär und daneben, das hat sie nicht ausgehalten.
Welche Unterschiede sich da auftun, zeigt als Beispiel das Lied des Narren am Ende von „Was ihr wollt“:
Bei Shakespeare heißt es da:
When that I was and a little tiny boy,
With hey, ho, the wind and the rain,
A foolish thing was but a toy,
For the rain it raineth every day.
Schlegel Tieck dichten:
Und als ich ein winzig Bübchen war,
Hop heisa, bei Regen und Wind!
Da machten zwei nur eben ein Paar;
Denn der Regen, der regnet jeglichen Tag
Bei Brasch liest sich das so (in etwa):
Als ich ein kleiner Junge war, und ich weiß dass ich’s war,
Mit he und ho und Regen und Wind,
Da war jeder Unsinn wunderbar,
denn es regnet Regen jeden Tag
Dreimal Shakespeare!
Beim Lesen der Stücke sollte man auch beachten, dass die Szenenbeschreibungen meist in den Text eingearbeitet sind, da zu Shakespeares Zeiten die Szenerien nicht durch Kulissen sondern durch Worte gestaltet wurden. Es bleibt also sehr viel der Imagination des Lesers überlassen. Ein Theaterbesuch als Einstieg ist schon allein deshalb keine schlechte Idee, dann liest man das Stück und geht nochmal rein…
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...falling faintly through the universe...