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Go1OK, ich komme auch selbst drauf. Es geht wohl darum, eine Alltagsszene – der Erzähler kann gerade nicht arbeiten und und begibt sich eher unabsichtlich in den dichten Wald – mit so etwas wie mystischer Bedeutung aufzuladen. Er sagt zweimal: „Ich wusste jetzt, was ich zu tun habe“ („Ich musste die Bretter vom Brunnenschacht entfernen“; „Ich musste aufstehen und zurückgehen und den Tropfen meinen Rücken hinunterrinnen lassen“). Ein einzelner Wassertropfen an einem aufgegebenen Brunnen wird plötzlich zum wichtigsten Ding auf der Welt. Die mystische Schwere wird dabei mit einer leichten Albernheit ausgeglichen.
„They say black is all colours at once“. Der Erzähler legt all seine Gefühle – seine „rote Wut“, seinen Blues usw. – in den Brunnen hinein, in der Annahme, in der Schwärze sei „alles auf einmal“. In Wirklichkeit ist da überhaupt nichts. Er tut einen Blick ins Nichts, ohne es zu wissen.
Ich habe „The Well“ jetzt doch mehr als dreimal gehört und es fängt an, mir zu gefallen. Der Song hat einen gewissen kauzigen Charme und die Musik unterstützt einfach den Vortrag des Sängers, z.B. mit einem gut platzierten Tempowechsel.
Freut mich, dass der Song Dir mittlerweile gefällt. Ist nämlich mein momentanes Lieblingsstück vom neuen Album. Aber ansonsten werde ich aus Dir nicht schlau: Erst näherst Du Dich dem Song mit der Sensibilität eines Mörtelsteins, dann wieder erweckst Du mit Deiner selbstentwickelten Interpretation den Eindruck eines begeisterten Deutsch-Leistungskurslers während einer Gedichtinterpretation. Vielleicht genügt es aber auch, wenn Du „The Well“ einfach nur auf Dich wirken lässt, ohne jede Textzeile hinterfragen oder vollständig erklären zu müssen/wollen. Ich finde nämlich, das entzaubert ungemein.
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too jaded to question stagnation.