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Bruce Springsteen – Devils And Dust
Sony 2005
Das Cover sieht düster aus. Springsteens Kopf, von oben fotografiert, wirkt doch noch jünger. Wer will schon gern ein alter Sack sein, wenn man sein Leben lang Jugend und Freiheit verkauft hat? Ich könnte mir vorstellen, dass er in seinem Leben mehr Cola als Bier getrunken hat. Nun, das alles hat mit diesem Album nichts zu tun. Die Songs klingen erst mal nicht neu. Der erste Eindruck möchte einem sagen, es sind liegengebliebene Songs aus den letzten zwanzig Jahren. Ein bisschen Nebraska, USA, ein bisschen Tunnel, etwas weniger Touch und Town, Tom Joad auf der Strecke, Rising im Nachhall. So gesehen sicherlich ein sehr rundes Springsteen-Album auf einer ganz sicheren Seite. Der Titelsong kommt langsam in Fahrt, dann rumpelt das Schlagzeug los. Bis dahin weiß man: Bobby kommt nicht zurück. Es gibt Gründe um zu überleben. Ein Grund könnte die junge Dame, genannt baby, sein, die ihn mitnimmt oder er sie. Es gäbe keinen Grund ihm zu Vertrauen, aber sollte sie tanzen wollen, würde er die Band bitten etwas passendes zu spielen. Da Springsteen oft Personen entwickelt, die mit ihm in erster Linie nichts zu tun haben, würde ich den Typen cool finden. „Reno“ ist durch Starbucks ins Gerede gekommen. Jede Werbung zählt. „Long Time Comin’“ klingt wie „Better Days“, einem der besseren Rocksongs von Springsteen, doch dieser Stampfer täuscht nicht über die Ruhe des Albums hinweg. Die akustischen Songs sind nicht so zerbrechlich, wie auf Nebraska. Jetzt hat der Sänger seine Lebenserfahrung und damit die Ruhe weg. Bei „Black Cowboys“ wird gänzlich auf Reime verzichtet. So nah wie Springsteen einem hier kommt, spürt man auch so das Versmaß. Es fällt erst beim Blick ins Booklet auf. In „Marias Bed“ singt er unerwartet hoch und vermittelt eine erfolgsbeduselte Überschwänglichkeit, die verkündet, dass er mit Marias Bed seinen Schlafplatz erreicht. Die Band setzt ein und er kann es noch, dieses kehlige hey. Aber was erwartet man denn? Alles bereits da gewesene noch mal wiederkäuen? Das wäre selbst dem Boss zuviel des guten, weshalb er sich in der Musik treu bleibt, inklusive der sattsam bekannten Melodieführungen, die nie mehr so eckig, speckig, dreckig waren wie auf „The River. Thematisch hat er sich “aber sein Hallelujah-gute-Zeit-Gewand abstreift. Dennoch fallen oft die Worte Glaube, Liebe, Hoffnung und Vertrauen. Jedes in zahlreichen Schattierungen. In der zweiten Albumhälfte geht es gemächlicher zu. Die Intensität bleibt erhalten, allerdings auch die Vorhersehbarkeit, was dem ganzen Punktabzüge in der B-Note garantiert. Handwerklich ist das entspanntes Gemenge. Wie Springsteen in „All I’m Thinkin’ About“ singt, überrascht er mich dann doch noch. Unterm Strich gab es auch andere Springsteen-Alben, die man aufgrund der zeitlichen Nähe besser eingeordnet hat. In seiner Qualität ist dies sicherlich eins, was noch ein bisschen ins Regal gestellt werden muss, bevor es sein samtenes Bouquet vollends entfaltet.
*** 1/2
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.