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krauskopp@Sonic
Du als Kenner der Willie 60er Jahre: Ich mag das Liberty-Frühwerk ja hauptsächlich wegen der für diese Zeit üblichen Produktion/Arrangements nicht soo gerne. Klar, alles großartige Songs, aber diese immergleiche Fliessband-Instrumentierung und die Chöre… nach einer Plattenseite bin ich da immer etwas übersättigt. Ab wann wurde es dann in diese Hinsicht etwas abwechslungsreicher? Von den spätsechziger/frühsiebziger Alben kenne ich nur TEXAS IN MY SOUL und YESTERDAY’S WINE…
Ich muss zunächst sagen, ich mag die 60ies von Nelson schon deshalb, weil ich seinen Gesang in der Zeit großartig finde. Wie cool er da den Beat verschleppt, aber seinen Stimme dennoch sehr kontolliert und pointiert als Instrument einsetzt, entzückt mich immer wieder.
Liberty: And Then I Wrote ist doch eigentlich neben „Country Willie“ seine trockenste, kernigste Country-Platte, ganz dem Ray-Price-Shuffle verpflichtet, die Background Singer sind noch recht zurückhaltend. Dieses Übersättigungsgefühl kann ich übrigens nachvollziehen, das geht mir bei „Country Willie“ so, die ist mir in den Arrangements etwas zu gleichförmig über zwei Plattenseiten, und sie hat nicht diesen lässigen, trockenen Groove wie etwa bei dem tollen „Three Days“ auf dem Debüt, auf dem ohnehin nur Killer enthalten sind. Oder, hach, „Darkness On The Face Of The Earth“, dieses erst verzögert einsetzende, fröhlich klimpende Piano, und dann der überraschende Break zum Refrain. Und die wirklichen Klassiker habe ich ja noch gar nicht erwähnt… Toll toll toll.
Bezüglich „Here`s Willie Nelson“ würde ich noch mal einen weiteren Anlauf empfehlen. Das ist m.E. sogar eine seiner abwechslungsreichsten Platten, vom begnadet losgroovenden Western Swing von „Roly Poly“ und insbesondere „Right or Wrong“ (hey, Bob Wills hat die Linernotes geschrieben!) zu streichergebutterten, pianoumrankten Schmachtern wie „Half A Man“ (die zugegebenermaßen quantitatives Übergewicht haben) oder „The Last Letter“ über den streichergepeitschten Stomper „Take My Word“, dem lässig von jazzigem Loungepiano umschmeichelten „The Things I Might Have Been“ hin zu einem meiner liebsten Track von Nelson, dem groovenden Blues „Home Motel“ als würdigen Abschluss. Alles in allem meisterlich überproduziert und grandios gescheitert.:-)
Spätsechziger: Da hast Du bisher den croonenden Easy Swingin‘ Nelson verpasst. Weniger Country, mehr Easy Listening und Jazziges, weiterhin chorlastig und überproduziert, ich mag auch das sehr gerne (leider ist seine tolle Single „Bring Me Sunshine“ nicht auf den Alben der Zeit enthalten). Vermutlich also nicht so Deine Tasse Tee. „My Own Peculiar Way“ finde ich da am gelungensten, „The Party Is Over“ soll noch besser sein, habe ich aber noch nicht auf Lager.
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