Re: Willie Nelson

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sokrates
Bound By Beauty

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Sonic JuiceWie kommst Du denn zu dem Eindruck?

Das folgende bezieht sich naturgemäß nicht auf die WN-LPs der 60er, da ich sie nicht kenne, sondern fasst meine Eindrücke von diversen Rock-Aufnahmen aus der Zeit zusammen:

1. In vier Jahrzehnten hat der technische Fortschritt auch vor der Musikalienindustrie nicht halt gemacht: Bessere Instrumente, Verstärker und nicht zuletzt Mehrspurtechnik erlauben heute in jeder Hinsicht bessere Aufnahmen. (Digitalisierung und Formate habe ich dabei nicht berücksichtigt).

2. Es gab damals – notgedrungen – ein anderes Aufnahmeverständnis: Mehr Raum, also indirekter klingender Aufnahmen, während heutige Aufnahmen sehr viel direkter und damit knackiger klingen, mehr Frequenzgang und eine ganz andere Dynamik haben, weil du (fast alles) einzeln abnimmst.

3. Wovor es mir in den Sechziger am meisten graust, waren die damaligen Moden und Marotten: Angefangen vom übermäßigen Gebrauch von Hall bis zu unseligen Stereo-Mixen á la Gesang links, alle Instrumente rechts, wie bei den frühen Beatles zu hören. Brr!

Damit will ich keineswegs alles gutheißen, was heute geschieht – es wird sicher zuviel komprimiert (damit meine ich nicht mp3s, sondern Dynamikkompression) und zuviel mit ProTools rumgespielt, was es oft unecht klingen lässt.

Da weilstein schon Ryan Adams genannt hat: Ethan Johns hat z.B. mit „Gold” eine Referenzaufnahme gezaubert. Hör mal die Balladen wie „La Cienega Just Smiled”, wie da die beiden Gitarren stereo im Raum stehen, das Schlagzeug räumlich gestaffelt ist und der Gesang voll davor. That’s the way to do it!

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams