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observerKennst du eigentlich das The Wecome Wagon-Album?
Nein, noch nicht. Ich wusste auch bisher nicht, dass Aiuto dahinter steckt. Danke für den Hinweis!
Deine Ausführungen zu „Illinoise“, gerade im Vergleich zu den in großen Teilen verzichtbaren „Songs for Christmas“ -Aufnahmen, sind für mich aber nicht ganz nachvollziehbar.
Ist natürlich schwer Dir als Liebhaber des Albums meine Gedanken plausibel zu machen. Aber ich versuche es trotzdem noch mal:
Zunächst einmal gibt’s für mich keinen Vergleich zwischen „Illinoise“ und der Christmas-Box. Den zog ich auch vorher an keiner Stelle. „Songs For Christmas“ läuft für mich außer Konkurrenz und ich würde mich schwer tun, einen Bezug zu seinem restlichen Werk herzustellen, auch wenn natürlich sufjan-typische Kompositionen und Herangehensweisen darunter zu hören sind. Nicht das ich mir bisher große Gedanken um die Konzeption einer Weihnachtsplatte gemacht hätte, aber für mich als Hörer gehört zu solch einem speziellen Projekt mehr als meine bloße Analyse der Tracks. Zum Beispiel: Wir wurden die Klassiker instrumentiert bzw. neu interpretiert? Wie schmiegen sich die eigenen Stücke ein? Können diese eine ähnliche Atmosphäre wie das altbekannte Liedgut erzeugen? Hinzu kommt auch das Artwork, das Drumherum, das ich in dem Fall stärker in den Fokus nehme (und das hier auch wirklich glänzen kann). Sicherlich ist die Box nicht perfekt (Vol. V halte ich beispielsweise für zum großen Teil verzichtenswert), ich habe sie mit * * * * auch nicht über den Klee gelobt, trotzdem halte ich sie im Großen und Ganzen für eine überaus gute und vor allem eigene, konsequent angegangene Weihnachtsliederzusammenstellung.
Was „Illionoise“ betrifft, so habe ich ja gestern schon im Vergleich zu „Michigan“ meine Kritik laut gemacht. Ich möche noch ergänzen, dass mir bei Ersterem vor allem die atmosphärischen, introvertierten minimalistischen (an Steve Reich erinnernden) Flächen und der leichte Jazz-Touch fehlen, die für mich „Michigan“ auszeichneten. Des weiteren erscheint mir „Michigian“ in seinen Grundstrukturen traditioneller. Wenn Sufjan auf seinem dritten Album Banjo spielt, dann kann ich das ohne Schwierigkeiten mit einem amerikanischem Oststaaten-Folk in Verbindung bringen. Auf „Illinoise“ fehlt mir diese Verbindung – dort spielt er einfach nur Banjo, ohne das ich meine Assoziationen aufbauen kann. Das mag wohl auch an der Danielson Famile liegen, die einen nicht allzu kleinen Einfluss auf „Michigan“ gehabt haben wird und generell ja eher traditioneller zu Werke geht.
Ich will „Illinoise“ gar nicht in Grund und Boden treten, * * * sprechen da eine andere Sprache, aber Sufjan verwendet auf diesem Album so viele Einflüsse, dass ich irgendwann nicht mehr folgen kann. Ich suche immer noch nach dem roten Faden, habe mich inzwischen wohl dran gewöhnt. Bratzgitarren folgen auf euphorische Frauenchöre, ekstatisch-minimalistische Keyboardsprudelei drückt dem pushenden Kammerorchester die Klinke in die Hand. Die hier vertretenen 22 Tracks (mit wirklich feinen Aufnahmen zwischendrin) mit 75 Minuten Dauerfeuer habe ich selten durchgestanden. „Michigan“ hatte auch seine flippigen Momente, ich empfinde es aber als reiner, stringenter und…einfach gesagt…schöner.
Dass man „Illinoise“ liebt, kann ich aber durchaus nachvollziehen.
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