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Erstes Album von ihm. Zwiespältiges Verhältnis. Punkte, die ich an seiner Musik schätze treiben mich zum Teil schier in den Wahnsinn. Zum einen wäre natürlich das Fundament, die Atmosphäre selbst. Intensiv, verträumt, überaus gefühlvoll und melancholisch. Was so positiv klingt hat (in diesem Fall) allerdings für mich auch seinen Nachteil: Ich finde es zum Teil geradezu einschläfernd. Warum muss Melancholie hier so niederschlagend, pathetisch und schleppend sein, Bombast z.T. so nahe am Kitsch und aufgeblasen wirken ?
Und warum erscheint mir die (an sich großartige Stimme) Wainwright’s so unglaublich wenig wandelbar ? Man möchte meinen Rufus wöllte sich geradezu nur in zwei Tonlagen aufhalten (wobei eine davon nur an bestimmten Punkten im Album zum Vorschein kommt). Ansonsten schleppt sich das Album an fast allen Ecken und Ende, die Spannung bleibt (auch aufgrund der Ermangelung an wirklich guten Songideen (die evtl. auch mal ohne Bombast auskommen würden)) überschaubar. Wenngleich es durchaus die Eine oder Andere Perle zu vermelden gibt. Gerade der Opener (welcher für mich unverständlicherweise niedrige Wertungen bekommt) ist ein grandioses Stück Musik, welches den Hörer in wenigen Sekunden ins Album zerrt und hier, genau an diesem magischen Moment, als sich Rufus langsam zu den Streichern gesellt, gefällt mir auch der Gesang mit am besten. Kräftig, klagend, mystisch, unheilvoll. Für einen vermeintlichen Klassiker sind ein paar wenige Hochkaräter m.E. allerdings doch etwas wenig, Längen so weit das Auge reicht (und da braucht sich nicht nur das überlange (im Sinne von überflüssig in die Länge gezogen) „Peach tree“ angesprochen fühlen. Viele Titel rauschen schlicht an meinen Ohren vorbei, ich erkenne kaum überzeugende Ideen (auch wenn der Stil für sich natürlich ziemlich einzigartig ist – die Anlehnung an Klassik und überhaupt ist eine willkommene Abwechslung). Kurzum: Viel Wind um nicht übermäßig viel. Der Song selbst steht zu oft leider erst hinter der „Verpackung“.
Bei den Wertungen habe ich trotz alledem in den meisten Fällen aufgerundet (bei „Peach tree“, „Crumb by crumb“ oder „Gay Messiah“ könnte ich ohne schlechtes Gewissen einen halben abziehen (dafür evtl. bei „This love affair“ einen halben mehr) – belasse es aber vorerst mal dabei):
1. Agnus Dei *****
2. The one you love *** 1/2
3. Peach trees ***
4. Little sister *** 1/2
5. The art teacher **** 1/2
6. Hometown waltz *** 1/2
7. This love affair ****
8. Gay Messiah ***
9. Memphis skyline *** 1/2
10. Waiting for a dream **** 1/2
11. Crumb by crumb ***
12. Old whore’s diet *** 1/2
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*** ½ (+/-)
1. Agnus Dei
2. Waiting for a dream
3. The art teacher
Wie auch die Einzelwertungen zeigen: Für wirklich schlecht halte ich keinen einzigen Song, aber eben auch wenige für wirklich herausragend. Womöglich sind meine oben aufgeführten Kritikpunkte auch nur eine Reaktion auf die mir schleierhaften übermäßigen Jubelschreie. Ein Überalbum-Fünfsterne-Klassiker, mit zum Teil nahezu ausschließlich Höchstwertungen bei den Einzelsongs, höre ich hier schlicht und ergreifend nicht.
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Hold on Magnolia to that great highway moon