Re: Leben ist Poesie – Zupfgeigenhansel

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Stuttgarter Zeitung 13.12.2004 Seite 15 44 Zeilen KULT

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Neue Farben

Schmeckenbechers Jubiläum
Er hat sich nie als Liedermacher gesehen, sondern als Entdecker vergessener Lyrik und alter Volkslieder, als Musiker zwischen Folk und Rock. „Leben ist Poesie“ hat Erich Schmeckenbecher jetzt sein 30-Jahr-Bühnenjubiläum im Theaterhaus überschrieben, das in der Unterzeile „Dass es noch möglich ist“ die Zupfgeigenhansel-Vertonung eines Textes des leidgeprüften jüdischen Dichters Theodor Kramer aufnahm.

Zupfgeigenhansel? In den Jahren 1974 bis 1986 wirkte das Duo Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz als Zupfgeigenhansel weit über die Liedermacherszene hinaus, ehe der Jubilar in weiteren Projekten zeigte, dass Poesie auch in anderen Farben schillern kann. Der rund fünf Stunden dauernde Gala-abend im ausverkauften Theaterhaus funkelte in vielen dieser poetischen Farben und fügte beherzt neue hinzu.

Da eröffnete mit lautem Täterä der vielköpfige Guggamusikzug Nausstragger das Programm, durch das der Moderator Pit Klein auf fein ironische Art führte. Da traten aus der Tiefe der Zeit kommend Barden wie Bömmes und Goly auf, Bernies Autobahnband schrammelte noch einmal, und Lydie Auvray quetschte virtuos ihr Akkordeon, da gab's Zauberkunststücke und Magie der gelesenen Worte mit Dichtern wie Peter Maiwald, während Barbara Thalheims ätzende Kommentare zu Agenda 2010 und Hartz IV dem Promipolitiker Franz Müntefering im Gestühl kaum gefallen haben dürften. Neben vielen anderen traten auch Promimusikanten wie Klaus Lage, Hannes Wader oder Konstantin Wecker auf, und natürlich gab der Jubilar das Seinige dazu. Doch mit fortschreitendem Abend vermischten und verwischten sich all die Namen und ihre Beiträge, um in einem einzigen Eindruck von Poesie aufzugehen. Es wird im Sinne des Jubilars gewesen sein. ub

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© 2004 Stuttgarter Zeitung

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Man braucht nur ein klein bisschen Glück, dann beginnt alles wieder von vorn.