Re: Amazon

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neiliebly

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Wie doch durch geschicktes Kürzen Zitate von jedem anders ausgelegt werden können…

(…) Das Engagement der US-Kollegen zeigte schon Wirkung. Amazon veröffentlichte auf readersunited.com ein Statement, wo unter dem Reiter „Ein wichtiges Anliegen von Kindle“ darauf hingewiesen wird, dass es bei den Verhandlungen allein um zu hohe E-Book-Preise gehe und mediale Umbrüche bei etablieren Parteien historisch gesehen immer auf Ablehnung gestoßen seien. Als Beispiel wird die Einführung von Taschenbüchern vor dem Zweiten Weltkrieg genannt, die sowohl von den Verlagen als auch von den Autoren bekämpft worden seien. Amazon zitiert in Bezug auf das neue Format ausgerechnet den düsteren Zukunftspropheten George Orwell mit den Worten: „Wenn Verleger bei Verstand wären, würden sie sich dagegen zusammenschließen und es zu verhindern versuchen.“

Diese Argumente erweisen sich bei näherer Betrachtung als Propaganda. Reclam veröffentliche mit seiner Universal-Bibliothek schon im 19. Jahrhundert Taschenbücher. Der britische Taschenbuch-Verlag Penguin wurde 1935 gegründet. Rowohlt brachte nach 1950 die ersten rororo-Bändchen auf den Markt. Und George Orwell war einerseits von Taschenbüchern begeistert – mit seinem Kommentar zu Taschenbüchern wirbt Penguin noch heute: „Für sechs Pence sind Penguin-Bücher prachtvoll, so prachtvoll, dass, wenn andere Verleger bei Verstand wären, sie sich dagegen zusammenschließen und sie zu verhindern versuchen würden.“ Andererseits wies er, was Penguin gern verschwiegt, tatsächlich auch auf die Nachteile hin: „Es ist natürlich ein großer Fehler, zu glauben, dass billige Bücher gut für die Buchbranche sind. In Wahrheit ist es anders herum.“ Und begründete dies mit der Aufnahmefähigkeit der Leser, die sehr schnell an eine natürliche Grenze stoße: „Du kaufst nicht zehn Bücher, weil du so viele gar nicht brauchst. Dein Sättigungspunkt wird weit davor erreicht sein.“ (…)

Jan Brandt/Spon

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