Re: Amazon

#2492267  | PERMALINK

travis-bickle

Registriert seit: 30.06.2007

Beiträge: 7,562

Close to the edgeTatsächlich werden in Deutschland über Amazon weit mehr Schuhe verkauft, als bei Zalando. Und das trotz der ruinösen Konditionen. Und während Amazon sich als Dienstleister inzwischen dumm und dämlich verdient, ist die Branche sehr gespannt, ob Zalando jemals den Break Even schafft. Die ersticken nämlich langsam an ihren AGBs, nachdem sie der Welt suggeriert haben, sie könnten gar nicht genug Rücksendungen bekommen. Inzwischen sind sie bei über 50% Retouren nach Warenwert angekommen. Das ist nicht nur extrem personalintensiv, sondern führt vor allem auch zu hohen Abschreibungen durch für den Schuhhandel unübliche Lagerdauer.

Klar hatte auch Amazon in den ersten Jahren einen riesigen Kapitalbedarf, aber da war von Anfang an klar, dass die nicht einfach Händler bleiben. Und seit sie richtig Geld verdienen, geht das volles Rohr in neue Investitionen. In zehn Jahren haben die uns vollständig im Griff.

Gibt es belastbare Zahlen die belegen dass Amazon „weit mehr Schuhe verkauft“ als Zalando? Mitte 2013 war Zalando nachweislich kurz davor, Amazon im Schuhgeschäft hinter sich zu lassen – zumindest im deutschsprachigen Raum. Davon abgesehen ist es nicht einfach Amazon und Zalando zu vergleichen, dafür ist die Produktpalette zu unterschiedlich. Amazon macht alleine mit seinen web/cloud-services ungefähr doppelt so viel Umsatz, wie Zalando insgesamt (habe die aktuellen Zahlen nicht zur Hand). Im Übrigen macht Zalando im Moment deutlich mehr Umsatz mit Bekleidung, als mit Schuhen.

Ich habe das gestern kurz kommentiert, das Geschäftsmodell von Zalando war von Beginn an darauf ausgelegt Verluste in Kauf zu nehmen, solange sich damit Umsätze und Marktanteile erhöhen lassen. Alleine in Deutschland ist der Umsatz von Zalando seit 2010 um mehr als 500% gewachsen (~ 1.75 Mrd EUR Umsatz in 2013, dem steht ein Verlust von ca. ~115 Mio EUR gegenüber, dem Unternehmen stehen allerdings mehr als 350 Mio EUR zum Ausbau des Unternehmens zur Verfügung) . Der Verlust vor Steuern (international) liegt im einstelligen Prozentbereich – das treibt angesichts der Finanzmittel die dem Unternehmen zur Verfügung stehen (u.a. durch die Samwer-Brüder), sowie dem geplanten Börsengang (Grössenordnung ~5 Mrd EUR!), niemandem in der Führungsetage auch nur geringste Sorgenfalten ins Gesicht. Es geht darum langfristig Geld zu verdienen. Sehe ich übrigens bei vielen der Unternehmen mit denen ich arbeite: die „top-line“ (Umsatz) ist in den ersten 3-5 Jahren wichtiger als die „bottom-line“ (Profitabilität).

Amazon, Zalando und weitere Unternehmen werden den Handel in 5-7 Jahren komplett dominieren. Persönlich finde ich diese Entwicklung besorgniserregend, professionell extrem spannend.

--

When shit hit the fan, is you still a fan?